Polizei ermittelt nach Ratzinger-Nachruf gegen Onlineportal

Anzeige gestellt

Die Berliner Polizei ermittelt gegen das Online-Magazin "queer.de" wegen eines Nachrufs auf Benedikt XVI. Ermittelt wird wegen Paragraf 189 des Strafgesetzbuches, "Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener".

Papst Benedikt XVI. im Jahr 2012 (KNA)
Papst Benedikt XVI. im Jahr 2012 / ( KNA )

Das bestätigte ein Polizeisprecher am Montag in Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zuerst hatten das Portal selbst sowie die "tageszeitung" und der "Tagesspiegel" darüber berichtet.

Papst Benedikt XVI. im Jahr 2006 (KNA)
Papst Benedikt XVI. im Jahr 2006 / ( KNA )

In dem am 31. Dezember erschienenen Nachruf hatte "queer.de" Josef Ratzinger als einen "der größten queerfeindlichen Hetzer" bezeichnet, dessen Markenzeichen "Homohass" gewesen sei. Benedikt XVI. war am selben Tag im Alter von 95 Jahren gestorben. Noch am Silvestertag sei über die Internetwache die Anzeige gegen "queer.de" gestellt worden, sagte der Polizeisprecher.

Anwaltskanzlei einschalten

"Queer.de"-Herausgeber Micha Schulze kündigte am Montag an, der Polizei dazu keine freiwilligen Auskünfte zu erteilen. "Bereits die Vorermittlungen und die Annahme eines Anfangsverdachts gehen deutlich zu weit", schrieb er auf dem Portal. Sein Vertrauen in den Rechtsstaat und die Pressefreiheit in Deutschland sei aber groß genug. Zudem kündigte er an, eine Anwaltskanzlei einzuschalten, um herauszubekommen, wer die Anzeige gestellt hat.

Papst Benedikt XVI. im Jahr 2010 (KNA)
Papst Benedikt XVI. im Jahr 2010 / ( KNA )

Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) appellierte an die Staatsanwaltschaft, die Ermittlungen umgehend einzustellen. "Langatmige Ermittlungen oder eine Anklage durch die Staatsanwaltschaft wären ein Angriff auf die Pressefreiheit", schrieb Landesgeschäftsführer Jörg Reichel auf Twitter.

Die wichtigsten Leitlinien des Denkens von Joseph Ratzinger

Benedikt XVI. war der erste Papst der Neuzeit, der freiwillig sein Amt abgab. Dabei berief er sich auf sein Gewissen - obwohl er dieser Instanz stets misstraute und theologisch ganz andere Schwerpunkte setzte. Wie wohl kein Papst vor ihm ist Benedikt XVI. auch auf dem Stuhl Petri ein Theologe geblieben.

Bereits als junger Wissenschaftler gehörte er zu den führenden deutschen Dogmatik-Professoren, die das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) prägten. Später entfremdete er sich immer mehr von seinen Kollegen.

Papst em. Benedikt XVI. am Schreibtisch / © Osservatore Romano/Romano Siciliani (KNA)
Papst em. Benedikt XVI. am Schreibtisch / © Osservatore Romano/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
epd