Polnischer Bischof nach Vorwürfen zurückgetreten

Kirchenrechtliche Vorschriften missachtet?

Unter Polens Bischöfen war Andrzej Dziuba ein bekanntes Gesicht. Nun trat der Ex-Sekretär von Kardinal Glemp und Experte für Kardinal Wyszynski zurück. Zuvor gab es kirchliche und staatliche Ermittlungen gegen ihn.

Kreuzgang in einem Kloster (shutterstock)

Der polnische Bischof Andrzej Dziuba (73) hat nach Vorwürfen wegen mutmaßlicher Versäumnisse in klerikalen Missbrauchsfällen seinen Rücktritt eingereicht. Wie der Vatikan am Samstag mitteilte, nahm Papst Franziskus den Rücktritt an. Dziuba war seit 20 Jahren Bischof von Lowicz in Zentralpolen.

Der Vatikan hatte laut polnischen Presseberichten im Jahr 2020 ein Untersuchungsverfahren gegen Dziuba eingeleitet. Es ging darum, ob er in mehreren Fällen, in denen Priester seines Bistums des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen beschuldigt wurden, gemäß den kirchenrechtlichen Vorschriften gehandelt hatte.

Verdacht wegen unterlassener Strafanzeige

Die Untersuchungen führte der zuständige Metropolitan-Erzbischof von Lodz, Grzegorz Rys, durch. Er übermittelte die Ergebnisse an den Vatikan. 2022 leitete auch eine polnische staatliche Untersuchungskommission Ermittlungen wegen des Verdachts unterlassener Strafanzeige gegen Dziuba ein.

"Versäumnisse"

Laut der Vatikanbotschaft in Polen (Samstag) ergab eine Untersuchung im Fall Dziuba "Schwierigkeiten bei der Verwaltung der Diözese". Es gehe insbesondere um "Versäumnisse beim Umgang von Fällen sexuellen Missbrauchs, die von einzelnen Geistlichen an Minderjährigen begangen wurden". Erst vor zwei Wochen hatte Papst Franziskus nach einem ähnlichen Untersuchungsergebnis den Rücktritt des Erzbischofs von Stettin (Szczecin), Andrzej Dziega, angenommen.

Der nun zurückgetretene Bischof war von 1984 bis 1998 persönlicher Sekretär des politisch einflussreichen Kardinals Jozef Glemp, der Primas von Polen war. An der Katholischen Universität Lublin leitete Dziuba die Abteilung für Geschichte der Moraltheologie. Zudem war er Direktor des Studienzentrums zur Person von Kardinal Stefan Wyszynski (1901-1981) in Warschau.

Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel wurde am 9. März 2024 um 15:45 Uhr aktualisiert. 

Missbrauchsfälle in Polen

In den vergangenen Monaten hatte die Bischofskonferenz die Missbrauchsfälle bei den Diözesen und Ordensgemeinschaften abgefragt. Das kirchliche Statistikinstitut und das von der Bischofskonferenz in Krakau gegründete Kinderschutzzentrum werteten kirchliche Akte, die von Januar 1990 bis Juni 2018 angelegt wurden, aus. Die Auswertung ergab:

284 Priester und 98 Ordensmänner sollen Minderjährige missbraucht haben

Von den 625 Opfern seien 345 unter 15 Jahre alt gewesen.

58,4 Prozent aller Opfer sind den Angaben zufolge männlich, 41,6 Prozent weiblich.

Symbolbild Missbrauch / © TetianaDov (shutterstock)
Quelle:
KNA