Pontifikalamt bildet Höhepunkt der Dreikönigswallfahrt

Mitbauen an einem Haus aus lebendigen Steinen

In jedem Jahr zieht die Dreikönigswallfahrt tausende Pilger von Nah und Fern an. Einen besonderen Höhepunkt bildet immer der Sonntag der Wallfahrt mit internationalen Gästen.

Autor/in:
Beatrice Tomasetti
Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki predigt beim Pontifikalamt zur Feier der Weihe der Kölner Domkirche im Kölner Dom / © Beatrice Tomasetti (DR)
Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki predigt beim Pontifikalamt zur Feier der Weihe der Kölner Domkirche im Kölner Dom / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Für Willi Siepmann ist die Dreikönigswallfahrt "das Highlight" des Kirchenjahres. "Dann gehe ich bewusst alle einzelnen Stationen im Dom ab, nehme mir Zeit fürs Gebet und freue mich, wenn ich dann als krönenden Abschluss auch noch unter dem Dreikönigenschrein durchgehen darf." Der 56-Jährige schwärmt: "Das ist jedes Mal etwas ganz Besonderes und gibt es so eben nur in Köln." Eigens aus Mülheim an der Ruhr kommt er zu diesem alljährlichen Domereignis. "Die Atmosphäre ist einfach unvergleichlich und die Kathedrale fantastisch." Immer gehe es hier so wunderbar feierlich zu – auch in den Sonntagsgottesdiensten. "Ich mag nun mal das Erhabene und wenn alle am Ende voller Inbrunst ‚Großer Gott, wir loben dich’ singen. Das tut einfach gut. Hier umgibt einen nicht nur so viel Schönes, sondern auch ganz viel Tradition. Das mag ich. Hier atmet man geradezu die Geschichte dieser Kirche."

Pontifikalamt zur Feier der Weihe der Kölner Domkirche im Kölner Dom / © Beatrice Tomasetti (DR)
Pontifikalamt zur Feier der Weihe der Kölner Domkirche im Kölner Dom / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Auch Philip Daniel aus Liverpool ist voller Dankbarkeit für diese Tage der Kölner Dreikönigswallfahrt. Er ist Mitglied der Gruppe, die die in vielen Jahrzehnten gewachsene Beziehung zwischen der englischen Partnerstadt und deren zwei bedeutsamen Kathedralen mit dem Kölner Dom pflegt. Auch er hat sich der langen Prozession an der Marienkapelle vorbei zum Hochchor am Ende des Festgottesdienstes angeschlossen, um unter dem Dreikönigenschrein durchzuziehen, und reflektiert überaus positiv die Predigt von Kardinal Woelki. Sehr leidenschaftlich habe dieser die Beziehung zwischen dem Haus aus Steinen und der Kirche aus lebendigen Steinen erläutert, lobt Daniel. Das habe ihm sehr gefallen. Überhaupt sei er froh, dass die Freundschaft mit den Kölnern nach der langen coronabedingten Pause durch die offizielle Wallfahrtsteilnahme der Liverpooler wieder aufgefrischt und damit die ökumenische Verbundenheit gestärkt werde.

Ermutigende Worte für Erzbischof Woelki

Die Pallottinerin Maria Landsberger zeigt sich sehr beeindruckt von der ruhigen und doch so feierlichen Liturgie im Kölner Dom, den sie lange nicht mehr von innen gesehen hat. Zwölf Jahre hat sie in Rom gelebt, zunächst als Mitglied des Generalrates ihres Ordens und die letzten sechs Jahre als Mitarbeiterin im dortigen Gästehaus, in dem auch der Kölner Erzbischof bei seinen Romaufenthalten gerne wohnt. "Der Kardinal hat wunderbar zusammengefasst, was unseren Glauben ausmacht, was Kirche im Kern ist", kommentiert sie und spricht damit vielen Menschen aus dem Herzen, die an diesem Tag eigens in den Dom gekommen sind, um gemeinsam mit Woelki dieses Pontifikalamt am Ende einer Wallfahrtswoche mit einem überaus vielseitigen Programm zu feiern. Und gleichzeitig der Vollendung des 700 Jahre alten Hochchores zu gedenken. Noch lange steht der Kardinal im Chorumgang gemeinsam mit Dompropst Guido Assmann, um die vielen Pilger persönlich zu verabschieden. Und manch einer nutzt die Gelegenheit, dem Kölner Erzbischof Worte der Ermutigung mitzugeben. So auch Willi Siepmann: "Ich habe ihm viel Kraft für alle seine Aufgaben gewünscht. Was in der Kölner Kirche geschieht, beschäftigt mich sehr. Aber er tut mir eben auch leid, weil er sich immer wieder der Übermacht medialer Darstellung zur Wehr setzen muss." Derweil schüttelt Woelki vor der Sakristei unzählige Hände. Und kaum einer lässt die Gelegenheit ungenutzt, ihm "Alles Gute" zu wünschen.

Rainer Maria Kardinal Woelki

"Der Dom und der Hochchor erinnern uns jeden Tag an die Zusage, dass Gott selbst bei uns, in unserer Mitte ist und mit uns durch die Jahrhunderte zieht."

Bereits in seiner Begrüßung zu Beginn des Gottesdienstes hatte der Kardinal festgestellt, dass vielen der Dom von Kindesbeinen an vertraut sei. "Wenn wir unsere Domkirche betreten, dann ist das so, als tauchten wir ein in eine andere Welt: in die Welt Gottes. Wir sind umgeben von den Heiligen, die sich mit ihren Lebensgeschichten in den Fenstern oder an den Säulen darstellen und die, wenn wir sie erblicken, gewissermaßen gegenwärtig werden", sagte er. "Wir verbinden uns durch die Feier der Eucharistie mit der Kirche des Himmels, so dass die pilgernde Kirche mit der Kirche des Himmels eins wird."

Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki schüttelt die Hände von Besuchen beim Pontifikalamt zur Feier der Weihe der Kölner Domkirche im Kölner Dom. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki schüttelt die Hände von Besuchen beim Pontifikalamt zur Feier der Weihe der Kölner Domkirche im Kölner Dom. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

In seiner Predigt erinnerte der Erzbischof an die Weihe des gotischen Hochchores am 27. September 1322, der als das eigentliche Herzstück der Kathedrale gelte und das geistliche Zentrum des Domes sei, wie er erklärte, weil hier vor den Heiligen drei Königen Tag für Tag die heilige Messe gefeiert würde und Gläubige aus aller Welt beteten. "Köln ohne Dom – das ist undenkbar. Dom und Stadt – die gehören zusammen", betonte Woelki wörtlich. Der goldene Stern auf dem Vierungsturm, der an den Stern von Bethlehem erinnere, bilde sogar die topographische Mitte der Stadt. "Wichtiger jedoch ist, dass dieser Dom und der Hochchor auch ihre geistige und geistliche Mitte bilden." Sie erinnerten jeden Tag an die Zusage, "dass Gott selbst bei uns, in unserer Mitte ist und mit uns durch die Jahrhunderte zieht". Der Dom sei Zeichen der Gegenwart Gottes mitten unter den Menschen. Vor allem aber sei dieser imposante Kirchenbau eine Einladung zum Aufbau eines geistigen Hauses aus lebendigen Steinen, an dem genauso wie an dem Haus aus Steinen auch in Zukunft immer weitergebaut werden müsse. Dabei sei Jesus Christus Grund- und Schlussstein in einem.

Mahnung zur Einheit mit dem Papst als Nachfolger Petri

Die einzelnen Steine an sich seien noch keine Kirche, nur wenn sie sich fest miteinander verbunden ins Ganze fügten. Genau so müssten sich die einzelnen Gläubigen einfügen in das Ganze der lebendigen Kirche, mahnte Woelki. "Nur so sind wir Kirche, verbunden mit den anderen lebendigen Steinen, nicht durch Mörtel wie die Steine unseres Domes hier, sondern durch den gleichen Glauben und das Band der Liebe." Eine individualistische Lebens- und Glaubenseinstellung, bei der man nur um sich selbst kreise, nicht für andere da sei und sich auch nicht in die Gemeinschaft einfüge, behindere nicht nur das Zusammenleben der Menschen, sondern auch den Aufbau der Kirche, gab er zu bedenken. "Denn diese lebt ja vom Miteinander und vom Füreinander nur mit den anderen. In der Gemeinschaft der Schwestern und Brüder, in der wir füreinander da sind, können wir Kirche sein." Das gelte nicht nur für jeden Gläubigen, sondern auch für alle Pfarreien und Gemeinden des Erzbistums. "Sie können nur Kirche sein in der Einheit mit dem Bischof und dem ganzen Bistum. Und dasselbe wiederum gilt auch für unser Erzbistum. Kirche von Köln sind wir nur in der Gemeinschaft der vielen Diözesen des Erdkreises, deren Einheit ihren sichtbaren Ausdruck findet im Papst als dem Nachfolger des heiligen Apostels Petrus. Er ist der Garant für die Einheit der Gesamtkirche", unterstrich der Kardinal. Und Bauherr dieser Kirche sei niemand anderer als Gott selbst.

Im Anschluss ziehen viele hundert Pilger in Prozession unter dem Dreikönigenschrein her. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Im Anschluss ziehen viele hundert Pilger in Prozession unter dem Dreikönigenschrein her. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Der hohe Chor des Domes erinnere seit 700 Jahren jeden Tag auf Neue daran, "dass die Kirche Raum hat für alle und alle einlädt, in ihr der Lebensgemeinschaft des dreifaltigen Gottes teilhaftig zu werden". Jeder sei aufgerufen, an dieser Kirche aus lebendigen Steinen mitzuarbeiten. Wörtlich schloss Erzbischof Woelki: "Kommen wir zu Jesus Christus, dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen, von Gott aber auserwählt und geehrt worden ist. Lassen wir uns als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen, auf dass die Kirche von Köln sowie die Gewölbe unseres Domes, insbesondere unseres Hochchores, immer höher emporwachsen im Geiste – zu einer Wohnung Gottes."

Quelle:
DR