Im Interview mit DOMRADIO.DE sprach Hirte von einem "Gegenentwurf" zu dem von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und SPD-Vize Karl Lauterbach. "Die Entwürfe unterscheiden sich genau in dem Punkt, den auch der Papst angesprochen hat: Organspende halten wir für richtig. Aber die Frage ist: Wer entscheidet wie und wann? Spahn meint, wenn man nicht widerspricht ist man automatisch Organspender. Wir sagen, man muss sich positiv für die Organspende und für die Nächstenliebe entscheiden", betonte Hirte. Alles andere sei ein Umgehen des Selbstbestimmungsrechts der Menschen.
Bundesweites Online-Register
Nach den Plänen der Gruppe, zu der auch die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock und Linke-Chefin Katja Kipping gehören, sollen alle Bürger mindestens alle zehn Jahre beim Ausweisabholen auf das Thema Organspende angesprochen werden.
Die Parlamentarier stellten am Montag ihren Gesetzentwurf vor, der dafür ein neues bundesweites Online-Register vorsieht. Dort soll man seine Entscheidung für oder gegen eine Organspende nach dem Tod eintragen und auch ändern können. Außerdem sollen Hausärzte bei Bedarf alle zwei Jahre über Organspenden informieren.
Bürger in Deutschland sollten so immer wieder mit der Möglichkeit und dem Sinn der Organspende konfrontiert werden, um sich selbst "aktiv im Wissen um den Sinn und den Nutzen der Organspende zu entscheiden", erklärte Hirte, der auch Vorsitzender des christlichen Stephanus-Kreises innerhalb der Union ist.
Spahn für "doppelte Widerspruchslösung"
Spahn und Lauterbach hatten im April ihren Gesetzentwurf für eine "doppelte Widerspruchslösung" vorgestellt. Das hieße, dass künftig alle Volljährigen in Deutschland grundsätzlich als Spender gelten. Man soll dazu aber noch Nein sagen können. Sonst wäre - als doppelte Schranke - noch bei Angehörigen nachzufragen.
Lauterbach wies den Alternativvorschlag am Dienstag als unwirksam zurück. "Damit würde sich die Situation bei Organspenden im Vergleich zur geltenden Regelung nicht wesentlich verbessern", sagte der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion der "Passauer Neuen Presse".
Lauterbach: Alternativmodell schließt Lücke nicht
Weiter meinte Lauterbach: "Die Zahl der Spender würde durch die Zustimmungslösung zwar wohl steigen, aber nicht so stark wie das nötig wäre. Derzeit zeigen sich rund 86 Prozent der Menschen in Umfragen bereit für eine Organspende, aber nur ein Drittel hat auch einen Spenderausweis. Diese riesige Lücke wird dieses Modell nie schließen können."
Zudem halte er das vorgeschlagene Verfahren - potenzielle Spender sollen bei der Ausweis-Beantragung befragt werden - für unpassend. "Behörden sind nicht der richtige Ort, um über solche existenziellen Fragen zu entscheiden. Die Frage, sich zu entscheiden, kommt zur Unzeit. Wer sein Portemonnaie mit Ausweispapieren verloren hat, denkt über vieles nach, aber nicht über Organspende", sagte Lauterbach.