Die Regionalbischöfin im Sprengel Hildesheim-Göttingen, einem von sechs Bezirken der hannoverschen Landeskirche, will am kommenden Samstag auf einer Sondersynode in Dortmund zur Nachfolgerin von Annette Kurschus als leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen gewählt werden. Sie ist die einzige Kandidatin für das Spitzenamt der viertgrößten Landeskirche in Deutschland mit rund 1,9 Millionen Mitgliedern.
Kirche könne dazu beitragen, Lügen zu dechiffrieren, sagte Ruck-Schröder auch mit Blick auf die Politik der neuen US-Regierung:
"Wenn US-Präsident Donald Trump Entwicklungshilfe streicht und sagt, wir seien eine Ellbogengesellschaft und es gehe nur um einen Deal, dann sagen wir als Kirche: Nein, es geht auch um Zusammenhalt und den Schutz von Schwachen." Es sei eine Christenpflicht und eine Grundidee des christlichen Glaubens, Schwächeren zu helfen.
"Jesus war ein Flüchtlingskind"
Eine Pflicht der christlichen Kirche ist nach den Worten Ruck-Schröders auch, "zu sagen, dass Migration nicht die Mutter aller Übel ist". Hier gehe es um die christlich-jüdischen Überzeugungen, betonte die frühere Leiterin des Predigerseminars im niedersächsischen Kloster Loccum. In der Bibel gehe es ständig um Migration, Nächstenliebe, Zusammenhalt und Respekt vor dem anderen: "Jesus selbst war ein Flüchtlingskind. Der Schutz von Witwen, Waisen und Fremden ist eine biblische Grundforderung."
Mit viel Sorge blickt die promovierte Theologin auf den Nahost-Konflikt. Die Gewalt habe viel Hass und Feindschaft in den Herzen der Menschen ausgelöst, sagte Ruck-Schröder, die Mitglied der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Göttingen und des Vereins "Begegnung Christen und Juden in Niedersachsen" ist. "Das Leid auf beiden Seiten ist für uns eine Zerreißprobe und ein Weg zur Versöhnung scheint unermesslich lang und schwer", sagte sie. "In der Debatte dürfen wir aber nicht vergessen, dass es der Überfall der Hamas auf Israel war, der die Gewalt ausgelöst und Israel retraumatisiert hat."
Aufgabe der Kirche sei, in Deutschland den Dialog und positive Begegnung zu ermöglichen, zum Beispiel in runden Tischen der Religionen, sagte die Präses-Kandidatin. "Und wir müssen dem gewachsenen Antisemitismus und einer strukturellen Israelfeindschaft entgegentreten."