Die Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland hat am Freitag in Bad Neuenahr eine "theologische Positionsbestimmung" für die Begegnung mit Muslimen verabschiedet. Danach zielt der christlich-islamische Dialog nicht auf eine Bekehrung zur jeweils anderen Religion, sondern "auf das gegenseitige Kennenlernen, das gemeinsame Handeln, das Aushalten von Differenzen sowie eine vertiefte Wahrnehmung der je eigenen Traditionen". Kein Mensch könne einen anderen bekehren, sagte der Präses der zweitgrößten deutschen Landeskirche, Manfred Rekowski, dem Evangelischen Pressedienst (epd).
epd: Was war das Ziel der Debatte über den Umgang mit dem Islam?
Manfred Rekowski (Präses der evangelischen Kirche im Rheinland): Die Kirchenleitung hat eine breite Debatte anstoßen wollen: Wo stehen wir? Wie sind die Mitglieder der Synode unterwegs und was sind ihre zentralen Fragestellungen? Wir wollen als Kirchenleitung bei grundsätzlichen Fragen diese Form der Debatte fördern. Damit wird auch ein Ringen und Suchen erkennbar. Die unterschiedlichen Annäherungen, Haltungen, Zugänge, Fragen sowie der Dissens sind Ausdruck der kirchlichen Wirklichkeit. Die theologische Klärung, die wir mit der Beschlussfassung auf dieser Synode erreichen wollten, ist eine innerkirchliche Selbstvergewisserung, dass wir mit einer klaren Position in den Dialog gehen.
epd: Glauben Christen und Muslime an den einen Gott?
Rekowski: Ich sage als Christ: Gott offenbart sich in Christus. Das ist mein Zugang zu Gott. Das ist mein Glaube. Ich nehme wahr, dass Menschen anderer Religionen, etwa Muslime, einen anderen Zugang zu Gott haben als meinen. Meine Aufgabe ist nicht, an Gottes Stelle zu sagen, da zeigt sich Gott nicht, da offenbart er sich nicht. Für mich ist erst einmal das Wesentliche zu sagen: Ich glaube. Und dann berichte ich von meinem Glauben. Ich bin da sehr gelassen. Sollte sich Gott in anderen Religionen in irgendeiner Weise offenbaren, nimmt mir das auch nichts von meinem Glauben, von der Gewissheit und meinem Gottvertrauen. Wir müssen unterscheiden zwischen dem, was Gott ist und was unser Glaube ist und zwischen dem, was Gott ist und was Gottesbilder sind. Gott ist größer als alle unsere Bilder, möglicherweise auch größer als der Glaube, den wir haben.
epd: Wie stehen Sie zur Mission?
Rekowski: Gottes Mission ist Leben in Fülle. Das ist auch die Mission der Kirche. Konkret: Mission ist nach den Worten des Theologen Fulbert Steffensky, davon zu reden, was ich liebe. Was daraus wird, habe ich nicht in der Hand. Ich kann keinen Menschen bekehren. Das ist nichts, was ein Mensch in Gang setzen kann. Das macht mich erst einmal bescheiden.
Das heißt für mich dann aber auch: Ich will überzeugen. Ich bin ansprechbar auf meinen Glauben und bin bereit, in familiären und nachbarschaftlichen Bezügen oder im öffentlichen Raum zu erzählen, was mir Halt gibt. Man muss es aber in einer Weise tun, die im besten Sinne des Wortes demütig ist. Wir brauchen einen Verhaltenskodex, der die Spielregeln angibt und auch anzeigt, was nicht bezweckt und auch nicht erlaubt ist.
Ich schließe keinesfalls aus, dass sich Menschen in Begegnungen mit Christinnen und Christen überzeugen lassen. Das erleben wir ja. Wenn Menschen ohne Indoktrination, ohne Köderung Christenmenschen und Gemeinschaft kennenlernen, dann entsteht bei manchen der Wunsch Christ zu werden. Der Dialog mit Menschen anderer Religion setzt immer den Respekt voreinander voraus.