Priester aus dem Erzbistum Köln nicht mehr im Martyrologium

Vom Märtyrer zum Missbrauchstäter

In der achten Auflage des Deutschen Martyrologiums des 20. Jahrhunderts sind 81 Neuzugänge zu verzeichnen. Doch ein Kölner Priester fehlt nun. Wie das Erzbistum jetzt bekanntgab, handelt es sich um einen Missbrauchstäter.

St. Judas Thaddäus in Heisterbacherrott / © Jan Hendrik Stens (DR)
St. Judas Thaddäus in Heisterbacherrott / © Jan Hendrik Stens ( DR )

Wer in Heisterbacherrott bei Königswinter nach Theodor Helten fragt, wird sofort fündig. Eine Straße ist dort nach ihm benannt. Ein virtuelles Heimatmuseum schildert ausführlich die Biografie des Geistlichen, der von 1931 bis 1937 als Rektor in Heisterbacherrott wirkte und der Gemeinde dort wesentliche Impulse gab. So förderte Helten die Wallfahrt zur Reliquie des heiligen Judas Thaddäus, die einen regen Zulauf bekam. Auch ließ er die Nikolauskapelle im Ort wiederherstellen.

Nikolauskapelle in Heisterbacherrott / © Jan Hendrik Stens (DR)
Nikolauskapelle in Heisterbacherrott / © Jan Hendrik Stens ( DR )

1937 wurde Theodor Helten von der Gestapo verhaftet und für 18 Monate in Königswinter in sogenannte "Schutzhaft" genommen. Nachdem er für eine Nacht wieder nach Heisterbacherrott zurückgekommen war, verließ er den Ort erneut und wurde in der darauffolgenden Zeit in der Wandernden Kirche eingesetzt, einer Sonderseelsorge der katholischen Kirche für Geflüchtete und Menschen, die aus anderen Gründen ihre Heimat verlassen mussten.

Gefangennahme durch die Gestapo und Verurteilung

Nach einer erneuten Gefangennahme wurde ihm der 1939 Prozess gemacht und Helten wurde nach verschiedenen Gefängnisaufenthalten im Mai 1942 nach Oranienburg bei Berlin ins Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht, wo er laut Sterbeurkunde am 18. Mai 1942 verstarb.

Nach 1945 als für seinen christlichen Glauben im Konzentrationslager umgekommener Katholik verehrt, fand Theodor Helten auch Eingang in das vom Kölner Prälaten Helmut Moll herausgegebene Deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts. In der achten Auflage ist sein Eintrag jedoch nicht mehr enthalten.

NS-Urteil noch einmal untersucht

Das Erzbistum Köln gab nun Anfang Februar in einem Aufruf der Gemeinde bekannt, dass Rektor Helten "im Jahr 1939 wegen sexuellem Missbrauch an Minderjährigen verurteilt wurde". Die Verurteilung des Priesters sei in der NS-Zeit durch das Landgericht Bonn erfolgt, der Fall aber 1960/62 "in einer demokratischen Zeit unter anderen Umständen" noch einmal vor einem Gericht eingehend untersucht und das Urteil durch einen Staatsanwalt als aktuell nachvollziehbar bestätigt worden.

Betroffene und/oder Zeugen, die im Zusammenhang mit dem sexuellen Missbrauch durch den verstorbenen Priester Theodor Helten stehen, mögen sich bei einer der unabhängigen Ansprechpersonen oder bei der Stabsstelle Intervention melden.

Der Aufruf des Erzbistums ist in allen Gottesdiensten der "Pfarreiengemeinschaft Königswinter Am Ölberg" am ersten Februarwochenende verlesen worden. Rückmeldungen hat es auf Nachfrage von DOMRADIO.DE bislang nicht gegeben.

Quelle:
DR