DOMRADIO.DE: Wie sind Sie zu diesem Projekt gekommen und was macht diese Sanierung so besonders?
Elena Cenci (Projektleiterin für die Umgestaltung der die St.-Hedwigs-Kathedrale in Berlin): Ich bin zu dem Projekt mehr oder weniger zufällig gekommen. Als ich davon erfuhr, dass es um die Sanierung und den Umbau der St.-Hedwigs-Kathedrale geht, musste ich nicht lange überlegen. Ich habe mich sofort beworben – und zum Glück hat es geklappt.
Es geht nicht nur um ein Gebäude. Es ist eine besondere Herausforderung. Die St.-Hedwigs-Kathedrale ist ein Raum, in den Menschen mit Gefühlen, mit ihrem Glauben kommen. Sie bringen etwas mit, erwarten etwas und suchen etwas. Das macht die Architektur besonders. Diese spirituelle Dimension unterscheidet die Kathedrale von anderen Bauprojekten wie einem Theater oder einem Museum.
DOMRADIO.DE: Die Kathedrale wirkt jetzt viel heller. Was sind die zentralen Veränderungen des Umbaus?
Cenci: Die größte Veränderung ist die Wiederherstellung der ursprünglichen Raumproportionen. Der Raum hat wieder eine Kubatur bekommen. Der Innenraum ist nicht mehr durch die große Öffnung zwischen Ober- und Unterkirche getrennt, sodass das ursprüngliche Konzept einer einbeschriebenen Kugel im Innenraum und der Idee des Pantheons, realisiert werden konnte.
Außen haben wir alles belassen, wie es war, im Inneren sind die größten Veränderungen. Die Gestaltung der Oberflächen mit hellen Farben in der Oberkirche und mit dunkleren Materialien in der Krypta ist eine zusätzliche Veränderung, die von dem Architektenbüro Sichau & Walter und dem Künstler Leo Zogmayer so ganz bewusst entschieden wurde.
So wird ein Unterschied hergestellt zwischen dem lichtdurchfluteten Oberraum mit Blick zum Himmel, mit den großen Fenstern und der Krypta als Erinnerungsort und als Bestattungsort, wo die Bischöfe auch ihre Grablege haben.
DOMRADIO.DE: Der Altar und die Kuppelöffnung, das Opaion, stechen besonders hervor. Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn die Kathedrale wieder ihrer Bestimmung als Gotteshaus dient?
Cenci: Ich freue mich besonders, dass wir einen langen, spannenden Prozess abschließen können. Es war kein leichter Weg, der hier gewählt wurde. Es gab viel Kritik, Widerstände und Diskussionen, auch innerhalb des Erzbistums. Diese Auseinandersetzungen haben sich zurückblickend gelohnt und zu den besten Lösungen geführt. Die Wiedereröffnung ist für uns Bauleute und Projektbeteiligte eine Art Abschied und die Übergabe des Hauses an die Gläubigen und den Erzbischof, der hier endlich seine Bischofskirche zurückerhält, die sehr lange geschlossen war.
Der Entwurf der Architekten ist großartig, aber ein Entwurf ist nichts ohne eine hochwertige bauliche Umsetzung. Es handelt sich hier um ein außergewöhnliches Projekt mit zahlreichen Sonderanfertigungen, die enorme Präzision erforderten.
Alles wurde kreisförmig um einen zentralen Punkt geplant – von der Kuppel mit ihrem Muster über die Natursteinböden bis hin zur Anordnung der Stühle. Das Ergebnis zeigt, wie hervorragend diese Arbeiten aller Gewerke gelungen sind.
DOMRADIO.DE: Berlin ist eine Stadt der Bewegung und der Veränderung. Welchen Platz nimmt die Kathedrale in dieser Architekturlandschaft ein?
Cenci: Die Kathedrale hat ihren festen Platz in der interessanten Berliner Architekturlandschaft, und das Forum, das wir hinter der Kathedrale mit dem Bernhard-Lichtenberg-Haus geschaffen haben, stärkt diesen. Es ist ein öffentlicher Ort mit einem Café und einem durchgängigen Hof, der die Verbindung zur Stadt betont.
Das Interview führte Alexander Foxius.