Die Stadt Leipzig hat dem Käufer der früheren Leipziger Propsteikirche trotz Denkmalschutz eine Abrissgenehmigung erteilt. Das bestätigte das städtische Amt für Bauordnung und Denkmalpflege am Dienstag auf Anfrage. Auf Basis eines Gutachtens habe man im Einvernehmen mit dem Landesamt für Denkmalpflege wegen "der wirtschaftlichen Unzumutbarkeit der Erhaltung" die beantragte Abbruchgenehmigung bereits im Juni erteilt. Auflage ist demnach, "den Glockenturm zu erhalten und wiederverwendbare Materialien wie Schiefer- und Sandsteinverkleidungen sowie Bodenbeläge zu bergen und in eine Neubebauung zu integrieren".
Da das marode frühere Gotteshaus in einer der teuersten Wohngegenden Leipzigs liegt, gilt es als sehr wahrscheinlich, dass der Käufer Kirche und Nebengebäude abreißen wird. Am Sonntag hatte die katholische Propsteigemeinde mitgeteilt, dass der Verkauf des Baus samt 5.000-Quadratmeter-Grundstück mit der erfolgten Kaufpreiszahlung endgültig abgeschlossen sei. Über Summe und Namen des Käufers sei vertraglich Stillschweigen vereinbart worden. Laut Medienberichten erwarb ein kleineres Leipziger Immobilienunternehmen das 1982 errichtete Gebäude-Ensemble für einen einstelligen Millionenbetrag.
Einbrüche und Vandalismusschäden
Im Mai 2015 war die Propsteigemeinde Sankt Trinitatis in einen knapp 30 Millionen Euro teuren Kirchenneubau in der Innenstadt umgesiedelt. In der Folgezeit kam es an der früheren Propsteikirche wiederholt zu Einbrüchen und Vandalismusschäden. Dabei wurde auch die Orgel vollständig zerstört. Für die Entnahme und Sicherung der Kunstgestaltung, der Eingangstüren und Bankreihen wurde im Februar die Genehmigung des Denkmalschutzes erteilt, während der bereits vorliegende Antrag auf Abbruch der Kirchengebäude zunächst noch abgelehnt wurde, wie das Leipziger Denkmalamt erklärte.
Sachsens Landesamt für Denkmalpflege hatte die frühere Propsteikirche wenige Wochen nach ihrer Profanierung 2015 überraschend unter Denkmalschutz gestellt. Es sei ein «besonderes Zeugnis der DDR-Architektur jener Zeit», hieß es zur Begründung. Ferner gehöre das Bauwerk zu den wenigen Zentralbauten, die zu DDR-Zeiten für die katholische Kirche entstehen konnten.
Anders als andere Kirchen
Die alte Propsteikirche wurde nach Plänen der Bauakademie der DDR errichtet. Es ist ein quadratischer Flachdachbau mit einer Front aus Glasbausteinen, der nach dem Willen des SED-Regimes möglichst wenig an einen Sakralbau erinnern sollte.