Als weiterer Grund wird "fortgesetzter Ungehorsam gegen die gesetzlichen Anordnungen seines Diözesanbischofs" genannt. Das zitierte die "New York Times" (Sonntag) aus einem ihr vorliegenden Schreiben des päpstlichen Botschafters in den USA, Erzbischof Christophe Pierre, an US-Bischöfe vom 13. Dezember. "Es wurde festgestellt, dass Father Pavone keine vernünftige Rechtfertigung für sein Verhalten hatte." Die Entscheidung des zuständigen vatikanischen Dikasteriums datiere vom 9. November.
Welche Äußerungen genau der Vatikan dem 63-Jährigen vorwarf und gegenüber welchem seiner bisherigen Diözesanbischöfe er seine Gehorsamspflicht verletzt hat, schreibt Pierre demnach nicht. Bezug auf seinen radikalen Kampf gegen Abtreibung nimmt das Schreiben laut Zeitung nicht. Pavone hat als Nationaldirektor der Anti-Abtreibungs-Organisation "Priests for Life" (Priester für das Leben), die von der Kirche nicht als katholische Organisation anerkannt wird, immer wieder Kritik auf sich gezogen, auch vonseiten mehrerer Bischöfe.
Drastische Bilder
Für Empörung sorgte etwa ein Video im November 2016, in dem Pavone vor einem altarähnlichen Tisch mit einem abgetriebenen Fötus darauf seine Unterstützung für den früheren Präsidenten Donald Trump (2016-2020) ausdrückte. Bischof Patrick Zurek von Amarillo kritisierte damals, das Video verstoße gegen die Menschenwürde und den katholischen Glauben, und kündigte eine Untersuchung an. Zu diesem Zeitpunkt hatte Pavone bereits am offiziellen Wahlkampf von Trump teilgenommen.
Auch an der Kampagne zu dessen Wiederwahl 2020 beteiligte er sich, unter anderem als führendes Mitglied der Gruppe "Katholiken für Trump" - politische Betätigung ist Priestern nach dem Kirchenrecht ohne ausdrückliche Erlaubnis durch ihren Bischof verboten. Später fiel Pavone unter anderem mit harten Angriffen gegen Präsident Joe Biden und die Demokraten auf, denen er in einem Tweet "Hass auf Amerika" und "Hass auf Gott" vorwarf.
Möglichkeit zur Verteidigung
Laut einer dem Brief beigefügten zitierten Erklärung von Nuntius Pierre erhielt Pavone im Zuge des kirchenrechtlichen Verfahrens gegen ihn umfassende Möglichkeiten zur Verteidigung und zur Rückkehr zum Gehorsam. Pavone selbst teilte am Samstag in den Sozialen Medien mit, er sei vom Vatikan noch nicht über seine Entlassung informiert worden. Noch am Samstag zelebrierte er eine im Internet übertragene Messfeier.
Pavone hat den Sitz von "Priests for Live" nach Titusville im US-Bundesstaat Florida verlegt. Er führt die Organisation seit 1993. Die dort für ihn zuständige Diözese Orlando äußerte sich nicht zu dem jetzigen Fall.
Der texanische Bischof Joseph Strickland, der mehrfach gegen die Gleichstellung sexueller Minderheiten protestiert hat, kritisierte die Laisierung Pavones auf Twitter scharf. "Die Blasphemie ist, dass dieser heilige Priester gecancelt wird, während ein böser Präsident die Leugnung der Wahrheit & den Mord an Ungeborenen bei jeder Gelegenheit fördert", schrieb Strickland am Sonntag. Der Vatikan fördere damit Unmoral.