Vieles deutet auf eine Express-Entführung hin: Der für einige Tage verschwundene mexikanische Bischof Salvador Rangel Mendoza könnte laut mexikanischen Medienberichten unter Drogen gesetzt und dann ausgeraubt worden sein. Verbrechen dieser Art, die Opfer mit Substanzen wehrlos machen, damit diese Geheimnisse wie die PIN-Nummer der Kreditkarte oder Kontokarte preisgeben, sind keine Seltenheit.
Als gesichert bekannt gilt bislang: Der Kirchenvertreter war fast zwei Tage verschwunden. Nun versuchen die Behörden aufzuklären, was tatsächlich passiert ist - und hoffen auf seine Aussage. Am Mittwoch (Ortszeit) war Rangel Mendoza allerdings weiterhin noch nicht vernehmungsfähig, wie dessen Anwalt Pedro Martinez der Zeitung "Reforma" sagte.
Zeitung berichtet über Tests auf Drogen
Die Zeitung "El Universal" hat nach eigenen Angaben Zugang zu den Ergebnissen der ersten toxikologischen Tests, die im Krankenhaus "Jose G. Parres" in Cuernavaca südlich der Hauptstadt Mexiko-Stadt durchgeführt wurden. Sie weisen demnach Spuren von Kokain und Benzo-Diazepinen im Körper des Bischofs auf.
Das spräche für die These einer "Express-Entführung". Im Krankenhaus selbst waren sich die Ersthelfer erst mal nicht bewusst, wen sie da behandelten, da der Bischof weitgehend ohne Bewusstsein und Papiere eingeliefert wurde.
Bekannter Kirchenführer
Dabei ist der emeritierte Bischof von Chilpancingo einer der bekanntesten Kirchenführer des Landes, auch weil er direkt mit den Drogenkartellen seiner Heimatregion über mehr Sicherheit sprach.
Seine in den mexikanischen Medien ausführlich diskutierte Friedens-Initiative begründete Rangel damit, er müsse das tun, was die Regierung zu tun versäume.
Zudem beschuldigte er in der Vergangenheit öffentlich Ex-Gouverneur Ruben Figueroa Alcocer, in direkter Verbindung mit den Drogenkartellen zu stehen. Damit hat sich der Bischof nicht nur Freunde gemacht. Auch deshalb schafft der Fall großes Aufsehen im Land und lässt Spekulationen ins Kraut schießen.
Präsident äußert sich erleichtert
Der zwei Tage lang vermisste Bischof war lebendig gefunden wurden – nachdem bereits über ein Gewaltverbrechen spekuliert worden war. Auch Staatspräsident Andres Manuel Lopez Obdrador äußerte sich nach Auffinden des Bischofs erleichtert.
Nun werde es eine umfassende Untersuchung geben – denn die Entführung sei anscheinend schon am Wochenende festgestellt, aber die Anzeige erst später erstattet worden, so der Präsident. Das klang nach einem indirekten Vorwurf an die Kirche, sich nicht sofort gemeldet zu haben.
Wahlkampf und Rolle der Kirche
Der Vorfall fällt mitten in den Wahlkampf – in den sich zuletzt auch die Kirche einschaltete und eine neue Sicherheitsstrategie für Mexiko fordert. Wegen zahlreicher Gewalttaten, auch gegen Kirchenvertreter, gab es in den vergangenen Jahren bereits des öfteren Meinungsverschiedenheiten mit dem Präsidenten über die Sicherheitslage im Land.