Rätsel ranken sich um Bischof Rangel Mendoza in Mexiko

Entführt und unter Drogen gesetzt?

Der prominenter Kirchenvertreter Salvador Rangel Mendoza wurde in Mexiko offenbar entführt und dann unter Drogen gesetzt. Bislang ist die Faktenlage unübersichtlich. Die Ermittler erhoffen sich Klarheit von seiner Aussage.

Autor/in:
Tobias Käufer
Kirche des Heiligen Franz von Assisi in Chilpancingo / © Jessica Leyva Alarcon (shutterstock)
Kirche des Heiligen Franz von Assisi in Chilpancingo / © Jessica Leyva Alarcon ( shutterstock )

Vieles deutet auf eine Express-Entführung hin: Der für einige Tage verschwundene mexikanische Bischof Salvador Rangel Mendoza könnte laut mexikanischen Medienberichten unter Drogen gesetzt und dann ausgeraubt worden sein. Verbrechen dieser Art, die Opfer mit Substanzen wehrlos machen, damit diese Geheimnisse wie die PIN-Nummer der Kreditkarte oder Kontokarte preisgeben, sind keine Seltenheit.

Kathedrale von Chilpancingo / © Jessica Leyva Alarcon (shutterstock)
Kathedrale von Chilpancingo / © Jessica Leyva Alarcon ( shutterstock )

Als gesichert bekannt gilt bislang: Der Kirchenvertreter war fast zwei Tage verschwunden. Nun versuchen die Behörden aufzuklären, was tatsächlich passiert ist - und hoffen auf seine Aussage. Am Mittwoch (Ortszeit) war Rangel Mendoza allerdings weiterhin noch nicht vernehmungsfähig, wie dessen Anwalt Pedro Martinez der Zeitung "Reforma" sagte.

Zeitung berichtet über Tests auf Drogen

Die Zeitung "El Universal" hat nach eigenen Angaben Zugang zu den Ergebnissen der ersten toxikologischen Tests, die im Krankenhaus "Jose G. Parres" in Cuernavaca südlich der Hauptstadt Mexiko-Stadt durchgeführt wurden. Sie weisen demnach Spuren von Kokain und Benzo-Diazepinen im Körper des Bischofs auf. 

Cuernavaca in Mexiko / © FERNANDO MACIAS ROMO (shutterstock)
Cuernavaca in Mexiko / © FERNANDO MACIAS ROMO ( shutterstock )

Das spräche für die These einer "Express-Entführung". Im Krankenhaus selbst waren sich die Ersthelfer erst mal nicht bewusst, wen sie da behandelten, da der Bischof weitgehend ohne Bewusstsein und Papiere eingeliefert wurde.

Bekannter Kirchenführer

Dabei ist der emeritierte Bischof von Chilpancingo einer der bekanntesten Kirchenführer des Landes, auch weil er direkt mit den Drogenkartellen seiner Heimatregion über mehr Sicherheit sprach.

Seine in den mexikanischen Medien ausführlich diskutierte Friedens-Initiative begründete Rangel damit, er müsse das tun, was die Regierung zu tun versäume.

Zudem beschuldigte er in der Vergangenheit öffentlich Ex-Gouverneur Ruben Figueroa Alcocer, in direkter Verbindung mit den Drogenkartellen zu stehen. Damit hat sich der Bischof nicht nur Freunde gemacht. Auch deshalb schafft der Fall großes Aufsehen im Land und lässt Spekulationen ins Kraut schießen.

Präsident äußert sich erleichtert

Der zwei Tage lang vermisste Bischof war lebendig gefunden wurden – nachdem bereits über ein Gewaltverbrechen spekuliert worden war. Auch Staatspräsident Andres Manuel Lopez Obdrador äußerte sich nach Auffinden des Bischofs erleichtert. 

Nun werde es eine umfassende Untersuchung geben – denn die Entführung sei anscheinend schon am Wochenende festgestellt, aber die Anzeige erst später erstattet worden, so der Präsident. Das klang nach einem indirekten Vorwurf an die Kirche, sich nicht sofort gemeldet zu haben.

Wahlkampf und Rolle der Kirche

Der Vorfall fällt mitten in den Wahlkampf – in den sich zuletzt auch die Kirche einschaltete und eine neue Sicherheitsstrategie für Mexiko fordert. Wegen zahlreicher Gewalttaten, auch gegen Kirchenvertreter, gab es in den vergangenen Jahren bereits des öfteren Meinungsverschiedenheiten mit dem Präsidenten über die Sicherheitslage im Land.

Kirche in Mexiko

Mexiko ist nach Brasilien das größte katholische Land der Welt. Nach Vatikanangaben sind mehr als 90 Prozent der rund 120 Millionen Mexikaner Katholiken. Andere Quellen nennen etwas niedrigere Zahlen.

Unter den spanischen Eroberern erfolgte die Christianisierung der indianischen Urbevölkerung im 16. Jahrhundert oft unter Zwang und mit brutaler Gewalt. Die Methoden wurden von der Inquisition weitgehend gebilligt oder auch angeordnet.

Kathedrale in Mexiko City / © Victor SG (shutterstock)
Quelle:
KNA