Das sagte der ehemalige Vorsitzende des Deutschen Ethikrates Peter Dabrock dem Magazin "Der Spiegel" (Samstag). "Wir brauchen eine zivilgesellschaftliche Diskussion über die Frage, wie mit knappen, lebensnotwendigen Ressourcen umgegangen werden sollte."
Triage bezeichnet in der Medizin eine Methode, um im Fall eines Notfalls oder knapper Ressourcen die Patienten auszuwählen, die zuerst eine medizinische Versorgung erhalten.
Eine solche Befassung "würde auch verdeutlichen, wie ernst die Lage in der Pandemie derzeit ist", sagte Dabrock. Vor einer gesetzlichen Regelung der Triage warnte der Ethikprofessor jedoch. "Allerletzte Entscheidungen können nicht durch noch so kleinteilige Gesetze ersetzt werden", so der Ethiker und Theologe.
Gesetzliche Regelung nötig
Die Medizinethikern Christiane Woopen sprach sich in dem Magazin ebenfalls ausdrücklich für eine gesetzliche Regelung aus. "Die Situation der Triage ist vom Gesetzgeber nicht ausreichend geregelt", kritisierte die Vorsitzende des Europäischen Ethikrats, der die EU-Kommission berät.
"Da es sich um eine so wesentliche Entscheidung handelt, die das Recht auf Leben betrifft, sollte der Gesetzgeber dafür den Rahmen vorgeben, weil er nach der Verfassung eine Schutzpflicht gegenüber den Bürgern hat." Zudem würden die Menschen, die eine solche Entscheidung treffen müssten, erheblich belastet. "Sie sollten sich dabei wenigstens von einer gesellschaftlichen Werteentscheidung getragen fühlen", so Woopen.
Grüne und FDP für Parlamentsdebatte
Auch die Grünen wünschen sich laut "Spiegel" eine Auseinandersetzung des Bundestags mit dem Thema. In den Krankenhäusern brauche man "Rechtssicherheit und einen Handlungsrahmen", sagte die Grünen-Gesundheitspolitikerin Kirsten Kappert-Gonther.
FDP-Gesundheitspolitiker Andrew Ullman sah ebenfalls Klärungsbedarf. "Ich wäre dafür, dass der Bundestag mal darüber diskutiert. Es gibt zwar Empfehlungen des Ethikrates, aber die müssen weiter debattiert werden", sagte Ullmann dem Blatt.