Bischof: Politische statt religiöser Krise in Zentralafrika

"Religion darf nicht benutzt werden, Ausbeutung zu vertuschen"

Ein Ablenkungsmanöver? Nach Einschätzung des Vorsitzenden der Bischofskonferenz der Zentralafrikanischen Republik handelt es sich bei dem seit 2012 tobenden Bürgerkrieg in erster Linie nicht um einen Religionskonflikt. Was sind die wahren Gründe?

Warnschild in der Zentralafrikanischen Republik / © Jerome Delay (dpa)
Warnschild in der Zentralafrikanischen Republik / © Jerome Delay ( dpa )

Das anhaltende Blutvergießen sei vielmehr die Folge der wirtschaftlichen Ausbeutung und des Konflikts um die Diamant- und Goldvorkommen des Landes, sagte Nongo-Aziagbia dem katholischen Hilfswerk "Kirche in Not" am Dienstag in München.

"Die Religion darf nicht dazu benutzt werden, die Ausbeutung zu vertuschen", so der Bischof von Bossangoa. Dies sei ein "Ablenkungsmanöver", das von den wirklichen Problemen wie Armut, Analphabetismus und mangelnder Gerechtigkeit wegführe. Die Zentralafrikanische Republik stecke in einer politischen, nicht in einer religiösen Krise, so Nongo-Aziagbia.

"Sie verfolgen keine islamistischen Ziele"

Die jüngste Krise in Zentralafrika begann 2012 mit dem Sturz des damaligen Präsidenten Francois Bozize durch die hauptsächlich muslimischen Rebellengruppen der Seleka (Allianz). Regierungsnahe Anti-Balaka-Milizen bekämpfen seitdem die Seleka im ganzen Land. Mit internationaler Vermittlung konnte 2016 eine Übergangsregierung gebildet werden. Dennoch halten Attacken beider Gruppen an.

Den Seleka-Rebellen, die mittlerweile in verschiedene Gruppen zersplittert seien, gehörten zwar mehrheitlich Muslime an, so der Bischof. Doch ihr Ziel sei nicht, die Bevölkerung zu bekehren, "sondern das Land auszubeuten". Mehr als zwei Drittel der Milizionäre seien Söldner aus dem Tschad, Niger, Kamerun und anderen Staaten. Viele von ihnen seien keine praktizierenden Muslime. "Sie verfolgen keine islamistischen Ziele. Ihr Augenmerk gilt dem Mineralienreichtum des Landes", erklärte Nongo-Aziabia.

Die Anti-Balaka-Milizen gäben vor, die Interessen der Christen im Land zu verteidigen, die etwa 75 Prozent der Bevölkerung stellten, so der Bischof. Damit verdrehten sie jedoch die Wahrheit. Verschiedene Rebellengruppen profitierten von direkter oder indirekter Unterstützung ausländischer Nationen wie China oder Russland, denen es ausschließlich darum gehe, den Bodenreichtum abzuschöpfen. Die Milizen schadeten deshalb Christen und Muslimen gleichermaßen.


Quelle:
KNA