Religion und Politik rufen zur Weihnacht zu Hoffnung auf

Zuversicht in dunklen Momenten

In einer Zeit der Krisen und Spannungen kann Weihnachten Trost und Hoffnung spenden. Die Botschaften von Politikern und Religionsgemeinschaften zeigen, wie das Fest Brücken schlagen kann – zwischen Glaube, Politik und Gesellschaft.

Autor/in:
Moritz Dege
Rorate-Messe bei Kerzenschein / © Brian A Jackson (shutterstock)
Rorate-Messe bei Kerzenschein / © Brian A Jackson ( shutterstock )

Weihnachten 2024 steht im Schatten des Anschlags auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt. Die Trauer um die Opfer prägt viele Weihnachtsbotschaften in diesem Jahr. 

"Weihnachten zeigt uns, dass selbst in dunkelsten Momenten Licht und Erlösung möglich sind – eine Botschaft, die uns Kraft für unser politisches Handeln geben kann", sagt Thomas Rachel (CDU) gegenüber DOMRADIO.DE. Der religionspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag spricht von Weihnachten als einem Fest der Hoffnung, das auch in schwierigen Zeiten Mut machen kann.

Die evangelische Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs betont, dass Weihnachten eine Gelegenheit sei, inmitten der Widersprüche des Lebens innezuhalten. "Eine solche Auszeit bedeutet keine Gleichgültigkeit", sagte sie in ihrer Weihnachtsbotschaft. "Sie ist vielmehr eine Einladung, Kraft zu schöpfen." Auch Abdassamad El-Yazidi, Interimsvorsitzender des Zentralrats der Muslime, rief dazu auf, Weihnachten als Zeit des Miteinanders zu sehen: "Wir müssen als Team und als Allianz gegen Ewiggestrige stehen – als Brandmauer für ein Land, das jahrzehntelang für Demokratie und Zusammenhalt stand."

Ein Aufruf zur Verantwortung

Doch die Weihnachtsbotschaft ist für viele nicht nur Trost, sondern auch ein klarer Appell. "Die Friedensbotschaft von Weihnachten ist eine klare Aufforderung, Lösungen für die großen Herausforderungen unserer Zeit zu finden", sagte Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) in seiner Videobotschaft. Frieden beginne im Kleinen – im gegenseitigen Respekt für das Leben, die Kultur und den Glauben anderer. Dies sei eine der wichtigsten Botschaften, die von Weihnachten ausgehe.

Ähnlich sieht das der Berliner Erzbischof Heiner Koch, der Weihnachten als ein "Fest der Ohnmacht und der Hoffnung" bezeichnete. In seiner vorab veröffentlichten Predigt für Heiligabend ruft er dazu auf, Solidarität mit den Opfern des Anschlags in Magdeburg zu zeigen und sich für eine gerechtere Welt einzusetzen.

Friedrich Merz, Vorsitzender der CDU, verbindet in seiner Weihnachtsbotschaft die christlichen Werte von Hoffnung und Zuversicht mit politischen Zielen. "Deutschland braucht einen Politikwechsel, um die Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen", sagte er. Weihnachten sei ein Anlass, innezuhalten und sich zu fragen, wie man das Land wieder nach vorne bringen könne. "Wir müssen Verantwortung übernehmen – für uns, für unsere Gesellschaft und für die kommenden Generationen."

Weihnachtszeit: Raum für Diskussionen und Debatten

Die Weihnachtszeit wird oft als eine Zeit des Friedens und der Besinnlichkeit beschrieben. Doch sie bietet auch Raum für Debatten und politische Diskussionen. Wie Umfragen zeigen, sind viele Menschen noch unentschlossen, wen sie bei der Bundestagswahl im Februar wählen werden. Gerade an den Feiertagen, wenn Familien zusammenkommen, entstehen oft intensive Gespräche über Politik, gesellschaftliche Werte und die Zukunft des Landes.

"Weihnachten ist eine Gelegenheit, Brücken zu bauen – zwischen Generationen, zwischen Weltbildern und zwischen politischen Überzeugungen", sagt Ursula Nothelle-Wildfeuer, Professorin für christliche Sozialethik, gegenüber DOMRADIO.DE. Sie betonte, dass Weihnachten auch die Frage stelle, "in welcher Gesellschaft wir leben wollen und welche Werte uns dabei leiten".

Die Rolle der Kirchen und Religionsgemeinschaften

Die Kirchen betonen in ihren Botschaften, wie wichtig es ist, in diesen Zeiten klar Haltung zu zeigen. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) rief dazu auf, sich nicht von Hass und Spaltung leiten zu lassen. "Weihnachten erinnert uns daran, dass wir durch Liebe, Barmherzigkeit und Frieden die Welt ein Stück menschlicher machen können", sagt die EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs.

Auch Abdassamad El-Yazidi vom Zentralrat der Muslime unterstrich die Rolle der Religionsgemeinschaften: "Als Christen, Juden, Muslime oder Andersglaubende sind wir alle Teil dieser Gesellschaft. Wir müssen zusammenstehen und uns gegen Hass und Hetze einsetzen." Religion, so El-Yazidi, könne in politischen Entscheidungsprozessen einen wichtigen Beitrag leisten, ohne parteiisch zu sein.

Weihnachten als Wegweiser

Trotz aller Herausforderungen und Spannungen bietet Weihnachten auch eine klare Perspektive: Hoffnung, Zusammenhalt und Verantwortung. "Weihnachten zeigt uns, was wirklich zählt: die Würde jedes Einzelnen, Respekt und ein Miteinander, das Brücken baut", sagte Thomas Rachel. Diese Botschaft, so die einhellige Meinung der Kirchen und Politiker, sei nicht nur an den Feiertagen von Bedeutung, sondern auch im bevorstehenden Wahljahr.

Mit diesen Gedanken wünschen Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Religion allen Menschen frohe Weihnachten – und rufen dazu auf, aus der Botschaft des Festes Kraft für das kommende Jahr zu schöpfen. Denn Weihnachten ist nicht nur ein Fest des Glaubens, sondern auch ein Aufruf zur Veränderung.

Quelle:
DR