Religionen sollten laut Kardinal Marx Vorbild für Klimaschutz sein

"Sehr zarte Pflänzchen"

Noch ist das Potenzial der Religionen, das sie zum Klimaschutz beitragen könnten, nicht ausgeschöpft, findet der Münchner Kardinal Reinhard Marx. Doch was sei vordringlicher als die Bewahrung der Lebensgrundlagen?

Symbolbild Demonstration für mehr Klimaschutz / © Christoph Schmidt (dpa)
Symbolbild Demonstration für mehr Klimaschutz / © Christoph Schmidt ( dpa )

Religionen sollten nach den Worten des Münchner Kardinals Reinhard Marx Vorbild im Engagement für den Klimaschutz sein. Sie könnten dafür die spirituellen und ethischen Grundlagen liefern, sagte Marx laut Redemanuskript am Montagabend in München.

Anlass war die Eröffnung der Ausstellung "Wir sind Schöpfung - Bewahrung der Schöpfung in den Traditionen der drei Weltreligionen". Diese ist bis 13. Oktober in der ehemaligen Karmeliterkirche in München zu sehen und präsentiert großformatige Fotografien des Künstlers Hans-Günther Kaufmann.

Kardinal Reinhard Marx / © Julia Steinbrecht (KNA)
Kardinal Reinhard Marx / © Julia Steinbrecht ( KNA )

"Als religiöse Menschen, Christen, Juden und Muslime, sind wir davon überzeugt, dass Gott, der Schöpfer von allem, uns die Verantwortung aufgetragen hat, nachhaltig zu leben, verantwortlich mit den Ressourcen umzugehen", erklärte der Kardinal. Bereits im ersten Kapitel der Bibel sei von der Gottesebenbildlichkeit des Menschen die Rede. 

Im Koran werde dieser Begriff zwar nicht verwendet, aber gesagt, Gott habe den Menschen als Statthalter auf Erden eingesetzt. Dies interpretierten viele zeitgenössische muslimische Theologinnen und Theologen im Sinne der Verantwortung vor Gott und für die Schöpfung.

"Gemeinsames Fundament der Religionen"

"Es gibt in diesem Punkt also zwischen den prophetischen Religionen Judentum, Christentum und Islam ein gemeinsames Fundament, dessen Potenzial wir, so meine ich, noch längst nicht ausgeschöpft haben", erklärte der Kardinal. Angesichts dessen, dass die Angehörigen dieser drei Religionen mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung ausmachten, werde klar, "was sie gemeinsam bewirken könnten". Erste gemeinsame Initiativen gebe es, aber es handle sich eher um noch "sehr zarte Pflänzchen". 

Andere Dinge schienen den Religionsgemeinschaften oft vordringlicher: "Aber was ist vordringlicher als die Bewahrung unserer Lebensgrundlagen und die Einheit der Menschheitsfamilie?"

Marx erinnerte etwa an das Fasten, das es als religiöse Übung in allen drei Religionen gebe. Dies könne auch im Sinne des bewussten
Verzichts und der Genügsamkeit praktiziert werden. Als bereits bestehende Initiativen würdigte er die Ökumenische Schöpfungszeit und den Ökumenischen Weltgebetstag für die Schöpfung.

Enzyklika "Laudato si"

Klimawandel, Artenvielfalt, Trinkwasser: Diese Themen bestimmen die Umweltenzyklika von Papst Franziskus. Er wendet sich damit an "alle Menschen guten Willens" - und erklärt, warum eine ökologische Umkehr auch soziale Gerechtigkeit bedeutet. Papst Franziskus hat die reichen Industrienationen zu einer grundlegenden "ökologischen Umkehr" aufgefordert, um globale Umweltzerstörung und Klimawandel zu stoppen.

Deutsche Ausgabe der Enzyklika "Laudato si" / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Deutsche Ausgabe der Enzyklika "Laudato si" / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA