DOMRADIO.DE: Ihre Ausstellung "FriedensMenschen" ist schon seit der Eröffnung der Renovabis-Pfingstaktion in Deutschland unterwegs und zeigt 24 Porträts. Wer hat die Fotografien gemacht?
Thomas Schumann (Pressesprecher bei Renovabis und Kurator der Ausstellung "FriedensMenschen"): Das war zum einen eine junge Ukrainerin, die 29-jährige Philosophiestudentin Mariia Varanytska. Sie ist als künstlerische Fotografin jetzt schon eine Weile unterwegs. Geboren wurde sie in Belarus. Jetzt lebt sie in in der Ukraine.
Sie hat sich eigentlich auf gegenständliche Fotografie und das Inszenieren eines möglichst präzisen Abbilds der Wirklichkeit festgelegt. Ihr geht es in ihren Arbeiten darum, die Essenz der Natur einzufangen. Dazu gehören auch überzeugende Porträts, und davon haben wir gehört.
Dann haben wir sie beauftragt, zusammen mit Achim Pohl. Das ist ein Kommunikationsdesigner aus Essen, der viel für die Kirche an Reportagen aus dem Süden, aber auch aus Mittel und Osteuropa heranbringt.
Er ist mit Renovabis auch schon eine Weile mit Langzeitreportagen unterwegs. Ihn haben wir gebeten, auch zu unserer Pfingstaktion in diesem Jahr 2024 unter dem Motto "Damit Frieden wächst. DU machst den Unterschied" aktiv zu werden.
DOMRADIO.DE: Sie präsentieren diese Porträts jetzt fast lebensgroß und auf besondere Weise. Wie genau und welchen Effekt hat das?
Schumann: Die besondere Weise ist, dass die lebensgroß auf fließende Stoffe gedruckt worden sind und manchmal mitten im Raum schweben und auch vom Luftzug bewegt werden. Das finden wir interessant. Jedenfalls war das ein Ziel, die Bilder etwas anders zu zeigen, als gewöhnlich Bilder an der Wand gezeigt werden.
Der Effekt ist, dass Menschen davor stehen und sich davon beeindrucken lassen. Die Begegnung geschieht auf Augenhöhe mit bewegten Bildern. Das ist schon ganz interessant für viele Menschen.
DOMRADIO.DE: Nach welchen Kriterien sind die Fotos ausgewählt worden, die da gezeigt werden?
Schumann: Das sind "FriedensMenschen" aus Polen, aus der Ukraine, aus Bosnien und Herzegowina und aus Deutschland. Es sind in der Regel Partner in der Projektarbeit mit Renovabis.
So zum Beispiel Šimo Maršić, der aus Sarajevo kommt und in Sarajevo ein Jugendzentrum leitet. Er arbeitet schon lange mit Jugendlichen aus allen religiösen und ethnischen Gruppen in Bosnien und Herzegowina, er betreut also Christen und Muslime.
DOMRADIO.DE: Haben Sie noch weitere Beispiele solcher "FriedensMenschen"?
Schumann: Da gibt es viele. Aber einen möchte ich Ihnen vorstellen, weil er auch im Rheinland recht bekannt ist. Pfarrer Dr. Manfred Deselaers ist nämlich für die Deutsche Bischofskonferenz im Zentrum für Gebet und Dialog in Auschwitz tätig. In Auschwitz versucht er, die Erinnerung an das Schreckliche, das dort geschehen ist, zu bewahren und zu verarbeiten.
Er versucht dort Erinnerungen zu heilen. Den haben wir auch als "FriedensMenschen" dort aufgehängt, zusammen mit einer Überlebenden aus der Zeit, einer mehr als 90 Jahre alten Dame und mit einer jungen Frau, die dort ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert und jungen Leuten und Besuchern Auschwitz zeigt.
Sie sehen also, "FriedensMensch" können viele werden, Leute wie du und ich. Entscheidend ist, dass man sich dem Thema annähert, sich darauf zubewegt und sich dafür interessiert. Der Friede muss halt bewegt werden und man muss sich damit auseinandersetzen. Man muss den Frieden wollen.
DOMRADIO.DE: Was für Reaktionen haben Sie an den vorherigen Stationen bekommen? Was berührt die Besucherinnen und Besucher, wenn sie diesen Bildern gegenüberstehen?
Schumann: Es sind eigentlich immer die einzelnen Persönlichkeiten, auf die sich einzelne Menschen einlassen. Präsentiert werden sie jeweils zusammen mit einem Zitat. Da kommt es dann ganz darauf an, worauf wovon die Besucher angesprochen werden.
Wenn einer sagt: "Friedensbotschafter werden dringend gebraucht", so wie es als Zitat vor einer Person steht, dann ist das ein bisschen selbstverständlich, ein bisschen normal.
Wenn er aber sagt: "Gott will die jungen Menschen berühren, die es gewagt haben, den schwierigen Dienst der Verteidigung des Landes zu übernehmen", und dann auch noch Offizier der Militärseelsorge und Priester der griechisch-katholischen Kirche ist und in Tarnkleidung sehr ernst aus einem Wald schaut, dann gibt das schon zu denken.
An diesem Bild zum Beispiel bleiben sehr viele Leute stehen und werden davon betroffen gemacht.
Das Interview führte Hilde Regeniter.
Information der Redaktion: Die Ausstellung "FriedensMenschen" wird noch bis zum 8. Oktober im Haus am Dom in Frankfurt am Main gezeigt: https://www.renovabis.de/material/bildungsangebote/ausstellung-friedensmenschen