DOMRADIO.DE: Freut es Sie, dass ein Rosenkranz-Podcast in den USA so erfolgreich ist?
Dr. Dominikus Schwaderlapp (Weihbischof des Erzbistums Köln): Das freut mich sehr, denn das Rosenkranzgebet ist ein großartiges Gebet. Ich liebe es sehr. Es ist ein biblisches Gebet. Das "Gegrüßet seist du, Maria" ist gespeist aus dem Lukasevangelium der Begegnung des Engels mit Maria und dann der Begegnung Elisabeths mit Maria.
Ergänzt wird es durch das Vaterunser und das "Ehre sei dem Vater." Es ist ein Gebet, was die Geheimnisse des Lebens Jesu von der Empfängnis bis zur Himmelfahrt bedenkt und betrachtet.
Zum anderen ist es ein sehr einfaches Gebet. Ich habe immer einen Rosenkranz in der Tasche. Eben musste ich irgendwo längere Zeit warten. Jetzt kann man sich ärgern, dass man wartet. Oder man kann die Zeit nutzen und den Rosenkranz beten.
Das ist das Dritte: Es ist praktikabel. Ich freue mich, dass dieses Gebet auf diese Weise wieder neu unter die Leute kommt. Das ist alles andere als veraltet. Die Bibel ist wahr. Die Bibel ist das Wort Gottes. Und deshalb ist auch das biblische Beten niemals veraltet.
DOMRADIO.DE: Der Podcaster, Mark-Mary Ames, ist Franziskaner der Erneuerung und er betrachtet in diesem Podcast die einzelnen Geheimnisse, nimmt aber auch einzelne Worte, zum Beispiel aus dem Vaterunser, auseinander. Damit ist er in diesem Jahr gestartet. Das ist sehr katechetisch. Überrascht es Sie, dass so eine Glaubensverkündigung als Podcast funktioniert?
Schwaderlapp: Ich war schon verwundert, dass er eine solche Verbreitung hat. Aber auf der anderen Seite verwundert es mich dann doch nicht. Denn bei allem, was diese Welt an Sorgen und Ängsten bewegt, wird die Frage "Was hält mich denn eigentlich?" vielleicht noch viel lebendiger. Geld allein macht nicht glücklich und Sex auch nicht und irgendwann fragen sich die Menschen: Moment, es muss doch eigentlich noch mehr geben.
Wenn jemand da eine Tür zu einer Welt öffnet, die einem vielleicht bisher verschlossen bleibt, und damit eine Welt zu Gott öffnet, wundert es mich am Ende dann doch nicht. Denn wir sind ja Abbilder Gottes, wir tragen sein Bild in uns.
DOMRADIO.DE: Ist der Rosenkranz noch mehr als nur "Gegrüßest seist du Maria"? Was wird im Rosenkranz alles betrachtet?
Schwaderlapp: Papst Johannes Paul II. hat einmal sinngemäß gesagt: Wir betrachten das Leben Jesu mit den Augen seiner Mutter. Das ist der Rosenkranz. Das heißt, wir wenden uns an die Gottesmutter Maria, aber sie steht in Beziehung zu ihrem Sohn und zu den Lebensstationen ihres Sohnes, "den die Jungfrau vom Heiligen Geist empfangen hat, zu Elisabeth getragen hat, zu Bethlehem geboren hat", bis hin, "der für uns gekreuzigt worden ist, der von den Toten auferstanden ist, der uns den Heiligen Geist gesandt hat."
Das heißt, es bleibt nicht bei dem "Gegrüßet seist du, Maria", sondern Maria führt zu ihrem Sohn. So werden die Geheimnisse des Lebens Jesu betrachtet. Wenn man den betet und so die verschiedenen Stationen immer wiederholt, dann wird allmählich das Leben Jesu auch ein Teil von mir selbst. Dann wird er mir nah und lebendig. Es ist ein Gebet, das auf Christus zuführt.
DOMRADIO.DE: Wir erleben auch in Deutschland den Versuch, den Rosenkranz wieder beliebter zu machen. "Deutschland betet Rosenkranz" ist eine Initiative, die im letzten Jahr gestartet ist. Haben Sie die Hoffnung, dass mit Blick auf die USA sich da wirklich viele Leute mit dem Rosenkranz auseinandersetzen und dies auch hierzulande einen ähnlichen Effekt haben könnte?
Schwaderlapp: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Rosenkranz ein Gebet ist, das gerne gebetet wird, wenn man damit vertrauter ist. Ich war in meiner Kaplanzeit vor Jahrzehnten mit Jugendlichen in Lourdes. Da ist die Gottesmutter erschienen und da beschäftigt man sich mit Maria. Dann habe ich angeboten, abends an der Grotte den Rosenkranz mit zu beten. Es haben sich immer mehr dazugesetzt, das gehörte zu dem Tag dazu. Am Ende bei der Rückschau sagten die Jugendlichen, dass das Rosenkranzbeten an der Grotte eines der Höhepunkte der Reise war.
An anderes Mal war ich mit Ehepaaren im Heiligen Land und habe dort auch immer abends freiwillig entweder am See Genezareth oder auf einer Dachterrasse mit dem Blick auf Jerusalem den Rosenkranz angeboten. Man konnte also auch schlafen, schwimmen oder sonst was machen. Es kamen eigentlich immer mehr dazu und haben das genossen.
Es ist ein Gebet, das in der ganzen Hektik zur Ruhe führt, mal Innehalten lässt. Wie gesagt, es ist einfach. Man braucht keine große Vorbereitung, man kann sich reinfallen lassen. Also, wo Menschen sich einmal ein wenig darauf einlassen, bin ich sehr zuversichtlich, dass sie davon gepackt werden.
Das Interview führte Alexander Foxius.