"Nach mehr als neun Jahren werde ich mich zum Ende dieser Legislaturperiode aus dem Amt des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs zurückziehen, auch um mich neuen Herausforderungen stellen zu können", erklärte Rörig am Freitag in Berlin.
Es freue ihn, dass trotz geringer Ressourcen und ohne gesetzlichen Auftrag zukunftsfähige Strukturen der Betroffenenbeteiligung und unabhängigen Aufarbeitung auf Bundesebene etabliert werden konnten, so der 61-Jährige weiter.
"Mit voller Kraft" gegen sexuellen Missbrauch
Bis zum Ende der Legislaturperiode im Jahr 2021 werde er sich weiterhin "mit voller Kraft und ganzem Herzen für einen konsequenteren Kampf gegen sexuellen Missbrauch und seine Folgen" einsetzen.
Der aus Kassel stammende Jurist Rörig hatte das Amt im Dezember 2011 von der ersten Missbrauchsbeauftragten und ehemaligen Bundesministerin Christine Bergmann (SPD), deren Büroleiter er einige Jahre war, übernommen.
Familienministerium würdigt Rörigs Arbeit
Ein Sprecher des Bundesfamilienministeriums erklärte, das Ministerium nehme die Entscheidung mit Bedauern zur Kenntnis. Rörig habe "Großes geleistet für den Kinderschutz und den Kampf gegen Kindesmissbrauch". Seine Ankündigung lasse aber genug Zeit, einen passenden Nachfolger zu suchen.
Der Sprecher des Eckigen Tisches, Matthias Katsch, würdigte ihn auf Anfrage als "wichtigen Akteur im Kampf gegen sexuellen Missbrauch". Es sei Rörigs Verdienst, dass das Amt eines Missbrauchsbeauftragten mit einem Betroffenenrat dauerhaft verankert worden sei. Rörig habe entscheidenden Anteil daran, dass die Aufarbeitung sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche vorangekommen sei. Geschickt habe er dazu die notwendigen Strukturen auch gegen mancherlei Widerstand aufgebaut. Katsch war zunächst Mitglied im Betroffenenrat und arbeitet seit rund einem Jahr in der Aufarbeitungskommission mit.
Von Anfang an habe Rörig sich bei seinem Engagement auf die Expertise von Betroffenen gestützt und Möglichkeiten eröffnet, damit Betroffene sichtbarer in der Gesellschaft würden, so Katsch weiter. Mit dem Amt eines Missbrauchsbeauftragten verfüge Deutschland auf nationaler Ebene über eine wichtige Schaltstelle, um die dringend notwendige gesellschaftliche Auseinandersetzung mit sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche weiterzuführen und die Hilfe und Unterstützung für Betroffene zu verbessern.