Russland bereit für Gespräche mit Papst und Biden

Offen für alle Kontakte?

Der Kreml sei zu Gesprächen über die Ukraine bereit, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Dienstag, laut russischen Nachrichtenagenturen. Jedoch müsse man bedenken, dass Kiew Verhandlungen ausgeschlossen habe.

Wladimir Putin und Papst Franziskus (2019) / © Paul Haring (KNA)
Wladimir Putin und Papst Franziskus (2019) / © Paul Haring ( KNA )

Der Kreml sei bereit mit den USA, Frankreich und mit Papst Franziskus über die Ukraine zu sprechen. "Russland ist offen für alle Kontakte", sagte Peskow.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bei Papst Franziskus / © Vatican Media (KNA)
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bei Papst Franziskus / © Vatican Media ( KNA )

Auf Initiative Emmanuel Macrons

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte den Papst am Montag bei einem Treffen im Vatikan gebeten, Kreml-Chef Wladimir Putin, den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. und US-Präsident Joe Biden anzurufen, damit sie den "Friedensprozess" für die Ukraine fördern, wie er dem Magazin "Le Point" sagte. Peskow begrüßte Macrons Vorschlag: "Wenn das alles im Einklang mit den Bemühungen steht, mögliche Lösungen zu finden, dann kann das positiv bewertet werden."

Russland hatte Anfang Oktober die vier ukrainischen Gebiete Luhansk, Donezk, Cherson und Saporischschja völkerrechtswidrig annektiert. Mit Raketen und Drohnen greift es seither weiter Orte in der ganzen Ukraine an.

Patriarch Kyrill sieht Westen in der Verantwortung

Ebenfalls am Dienstag sprach Patriarch Kyrill von einem "epochalen Kampf zwischen Gut und Böse". Die Zukunft der menschlichen Zivilisation sei gefährdet, woran der Westen mit seiner Ideologie des Säkularismus sowie die Globalisierung schuld seien, sagte er zur Eröffnung der 24. Sitzung des Weltrussischen Volksrates in Moskau.

Solange Russland eine "Insel der Freiheit" bleibe, werde es auch für den Rest der Welt die Chance geben, "den Lauf der Geschichte zu ändern und das globale apokalyptische Ende zu verhindern", so Kyrill.

Weiter hob er die Bedeutung der Orthodoxie für Russlands nationale spirituelle Identität hervor. Im säkularen Westen sei es dagegen schon "anstößig", sich als religiös zu bezeichnen. Dem "schädlichen" westlichen Einfluss stellte der Patriarch Russland als positives Beispiel gegenüber: "ein moderner Staat mit fortschrittlicher Wissenschaft, Technologie und Bildung, der von einem Präsidenten geleitet wird, der offen seinen Glauben bezeugt".

Generalsekretär verteidigt seinen Besuch beim Patriarchen

Unterdessen verteidigte der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Ioan Sauca, seinen Besuch beim Moskauer Patriarchen gegen Kritik. "Wir haben unseren Job gemacht", sagte Sauca am Dienstag zur jüngsten Visite einer Delegation des Weltkirchenrates bei Kyrill I. vergangene Woche. Dabei seien auch kritische Fragen zum Krieg gegen die Ukraine nicht ausgespart worden.

Anders als zumeist in seinen Predigten und sonstigen Äußerungen äußerte sich Kyrill beim Treffen mit Sauca nach ÖRK-Angaben diplomatisch. "Krieg kann niemals heilig sein", wurde der Patriarch nach der Begegnung zitiert. Religionsführer sollten keinesfalls "Öl ins Feuer gießen, sondern alles in ihrer Macht Stehende tun, um es zu löschen".

"Wir wollen den Dialog fortsetzen", betonte Sauca mit Blick auf das Verhältnis zur russisch-orthodoxen Kirche. Die Haltung des ÖRK zum Ukraine-Krieg bleibe indes klar: Bereits in den vergangenen Monaten habe der Weltkirchenrat die "Invasion" eindeutig verurteilt. Dem Dachverband ÖRK gehören rund 350 christliche Kirchen und Gemeinschaften aus mehr als 100 Staaten an.

Hintergrund: Patriarch Kyrill I. rechtfertigt Krieg gegen die Ukraine

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. hat den Angriffskrieg gegen die Ukraine mehrfach verteidigt. Er rechtfertigte ihn etwa als "metaphysischen Kampf" im Namen "des Rechts, sich auf der Seite des Lichts zu positionieren, auf Seiten der Wahrheit Gottes, auf Seiten dessen, was uns das Licht Christi, sein Wort, sein Evangelium offenbaren".

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. / © Natalia Gileva (KNA)
Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. / © Natalia Gileva ( KNA )

 

Quelle:
KNA