Russlands Lutheraner hoffen auf Rückgabe weiterer Kirchengebäude

"Schöne Geste zum Reformationsjubiläum"

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat Russland für die Rückgabe der Moskauer Kathedrale St. Peter und Paul an die evangelisch-lutherische Kirche gedankt. Es gehe "ein langgehegter Wunsch in Erfüllung", sagte Steinmeier in Moskau.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in der Kathedrale Sankt Peter und Paul  / © Bernd von Jutrczenka (dpa)
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in der Kathedrale Sankt Peter und Paul / © Bernd von Jutrczenka ( dpa )

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nahm am Mittwoch in Moskau gemeinsam mit dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, an der Rückgabezeremonie für die Kathedrale teil. Das kommunistische Regime hatte 1936 den Pfarrer der lutherischen Hauptkirche erschießen lassen und den Sakralbau 1938 zu Staatseigentum erklärt. Anschließend wurde in der Kathedrale ein Kino eingerichtet und 1957 der Kirchturm abgerissen.

Erst seit 1991 können hier wieder Gottesdienste gefeiert werden. Die Lutheraner waren bislang allerdings nur Gäste in ihrer Kirche. Die Kathedrale gehörte weiter dem Staat, auch wenn die Kirche keine Miete zahlen musste. Jahrelang hatten die Lutheraner erfolglos für die Rückgabe ihrer Hauptkirche gekämpft. Steinmeier hatte sich noch als Außenminister für die Rückgabe eingesetzt. "Ich danke dem russischen Präsidenten für seine Unterstützung und die schöne Geste im Jahr des Reformationsjubiläums", sagte Steinmeier. "Ich weiß, wie viel sie den evangelischen Christen in Russland bedeutet."

Kirche fordert weitere Rückgaben

Russlands evangelisch-lutherische Kirche verlangte nach der Rückgabe der Kathedrale in Moskau vom Staat weiteres, vor rund 80 Jahren enteignetes Eigentum zurück. "Wir erwarten, dass die Rückgabe der Kathedrale in Anwesenheit des deutschen Bundespräsidenten hilft, den Weg für die Rückgabe anderer lutherischer Kirchengebäude zu ebnen", sagte Erzbischof Dietrich Brauer der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Mittwoch in Moskau. Er wolle etwa auch das ehemalige Pfarrhaus und das Schulgebäude neben der Kathedrale wieder in Besitz nehmen.

Brauer kritisierte, dass der russische Staat die orthodoxe Kirche bei der Rückgabe von Sakralbauten bevorzuge. In der Region Kaliningrad (Königsberg) habe die orthodoxe Kirche so mehrere ehemalige evangelische Gotteshäuser erhalten, ohne die üblichen "Formalitäten" einhalten zu müssen. Nur drei alte Kirchen hätten die Lutheraner in der Region zurückbekommen. Der Erzbischof beklagte auch neue Gesetze in Russland, die zu einer größeren Kontrolle von Religionsgemeinschaften führten. Der Kaliningrader Probst sei jüngst zweimal von der Staatsanwaltschaft einbestellt worden und habe die Verwendung von Spenden aus Deutschland erklären müssen.

"Beitrag zur Annäherung"

Steinmeier ist der erste Bundespräsident in Russland seit sieben Jahren. Sein Vorgänger Joachim Gauck war gar nicht dort. Die Reise ist wegen der seit Beginn der Ukraine-Krise schwer belasteten deutsch-russischen Beziehungen bewusst als kurzer Arbeitsbesuch und nicht als Staatsbesuch angelegt worden.

Der Bundespräsident warb in Moskau dafür, nach Jahren der Entfremdung wieder auf eine Annäherung beider Länder hinzuarbeiten. "Ich komme in Zeiten, in denen die deutsch-russischen Beziehungen schwierig geworden sind", sagte er am Mittwoch in Moskau. "Und ich empfinde es auch als meine Verantwortung, meinen Beitrag dazu zu leisten, dass das nicht auf ewig so bleibt." Zwar müsse man die Differenzen in den bilateralen Beziehungen ansprechen, aber auch nach den Gemeinsamkeiten suchen.

Steinmeier äußerte sich nach einem Treffen mit dem früheren sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow. Zuvor hatte er mit Vertretern der Menschenrechtsorganisation Memorial gesprochen, die sich für Opfer des Stalinismus einsetzt, aber auch aktuelle Menschenrechtsverletzung anprangert. Sein Treffen mit Präsident Wladimir Putin ist für den Nachmittag geplant.


Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm in Moskau / © Bernd von Jutrczenka (dpa)
Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm in Moskau / © Bernd von Jutrczenka ( dpa )
Quelle:
dpa , KNA