In einer am Freitag veröffentlichten Mitteilung heißt es, wegen der Coronakrise habe der Vatikan vorerst alle Aktivitäten im Ausland eingestellt. Maltas Erzbischof Scicluna und der Spanier Jordi Bertomeu von der Glaubenskongregation sollten vom 20. bis 27. März in Mexiko Vorwürfe von Missbrauch und Vertuschung untersuchen.
In der vom Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Erzbischof Rogelio Cabrera, und dem Sekretär, Weihbischof Alfonso Miranda, unterzeichneten Mitteilung heißt es, der Vatikan habe die Mission abgesagt, nachdem Italiens Coronakrise auch die Vatikanstadt erreicht hat. Am Freitag war der erste Fall einer Corona-Infektion im Vatikan bekannt geworden.
Verschiebung nur ein Vorwand?
Dagegen berichteten das US-amerikanische Portal Crux (Freitag) und andere Medien von Stimmen in Mexiko, denen zufolge die Verschiebung wegen Corona ein Vorwand sei. Vielmehr gebe es innerhalb der Bischofskonferenz auch Widerstände gegen die angekündigte Untersuchung durch den Vatikan. So sei Sciclunas Reis erst am Montag bekanntgegeben worden, die Viruskrise in Italien aber schon viel länger bekannt.
Scicluna ist bereits seit Jahren an der vatikanischen Glaubenskongregation als Ermittler tätig und war dabei mit der Untersuchung mehrerer Missbrauchsskandale befasst. Bei seinem aktuellen Auftrag wird der Kirchenrechtler vom ebenfalls an der Glaubenskongregation tätigen spanischen Priester Jordi Bertomeu begleitet. Unter anderem machten beide ein teils systematisches Missbrauchssystem in der Kirche in Chile öffentlich.
Anhörung von Missbrauchsopfern
Ähnlich wie bei früheren Einsätzen sind auch diesmal der Empfang von Missbrauchsbetroffenen und die Anhörung ihrer Vorwürfe die wichtigsten Aufgaben Sciclunas. Ort ist die Nuntiatur in Mexiko-Stadt, die in ihrem Aufruf an Betroffene "völlige Vertrautheit" zusicherte. Zum Auftakt seiner einwöchigen Ermittlungen wird Scicluna alle Bischöfe Mexikos treffen, zudem steht eine Begegnung mit den Provinzoberen der in Mexiko tätigen Ordensgemeinschaften auf dem Programm.
Ziel des Einsatzes sei es, "das Nulltoleranz-Prinzip im Zivil- und Kirchenrecht besser zu verankern", hieß es in dem vom Bischofskonferenz-Vorsitzenden, Erzbischof Rogelio Cabrera Lopez, und Generalsekretär Alfonso Miranda Guardiola unterzeichneten Brief. Die Bischofskonferenz verpflichtet sich in dem Schreiben zur "Auslöschung der Geißel des Missbrauchs" in der katholischen Kirche Mexikos.