DOMRADIO.DE: Erzbischof Anno weihte damals im Jahr 1069 den Langchor der Kirche, Sankt Gereon ist ja noch viel älter. Wie war das damals?
Dominik Meiering (Domkapitular und Pfarrer von Sankt Gereon): Das muss ein fantastisches Ereignis gewesen sein. Dieser alte antike Bau, der 1700 Jahre alt ist, und das berühmte Dekagon. Sankt Gereon wurde ursprünglich als Mausoleum gebaut.
Die Kirche wurde dann als Gedenkstätte an den Soldaten Gereon, der aus der thebaischen Legion stammte, um einen Langchor ergänzt, damit sich dort die zum Gebet zusammenkommenden Stiftsherren versammeln konnten. Anno hat in Köln an vielen Orten vieles gestiftet, aber das gehört ganz sicher zu dem ganz Bedeutsamen.
DOMRADIO.DE: Was ist das Besondere an der Kirche Sankt Gereon? Was macht sie so einmalig?
Meiering: Zunächst das Alter. Sankt Gereon ist sicherlich mit Sankt Pantaleon einer der ältesten christlichen Orte in der Stadt Köln. Dann ist es diese außergewöhnliche Form des Dekagons, dieser riesige Raum mit der tollen Kuppel - das gibt's kein zweites Mal auf der ganzen Welt.
Deswegen glaube ich auch, dass eine solche Feier angemessen ist und viel Zuspruch finden wird. Weil die Menschen sich für Sankt Gereon interessieren. Wir haben ein tolles Programm zusammengestellt, um ein Festjahr in Sankt Gereon aus Anlass dieses Jubiläums zu feiern.
DOMRADIO.DE: Es gibt noch zwei weitere Jubiläen, die mit Sankt Gereon zusammenhängen und auch gefeiert werden. Frau Rampini, welche sind das?
Miriam Rampini (Vorsitzende des Pfarrgemeinderats von Sankt Gereon): Das ist der Baubeginn des Dekagons vor 800 Jahren. Sankt Gereon hat ursprünglich mit einem Ovalbau angefangen, der dann verändert, als Dekagon umgewandelt und höhergezogen wurde. Dieser drei Etagen, die wir heutzutage mit den Galerien oben haben, gab es ursprünglich auch nicht.
Dann feiern wir noch 700 Jahre Fertigstellung der gotischen Sakristei. Die ist in der letzten Zeit sehr aufwendig restauriert worden. Im Bauschutt sind Mosaiksteine gefunden worden, die früher im Boden verlegt waren. Man hat versucht das Bodenmuster aufgrund dieser Fundstücke zu rekonstruieren. Das ist traumhaft schön geworden. Es war soweit ich weiß eine spanische Fliesenfirma, die quasi auf traditionelle Weise von Hand diese Fliesen gebrannt hat, wie das früher gemacht wurde.
DOMRADIO.DE: Im Pfarrgemeinderat haben Sie sehr viel mit dieser Kirche zu tun. Wenn diese Kirche drei so große Jubiläen in einem Jahr hat - was heißt das für Sie? Ist das besonders viel Arbeit?
Rampini: Ich denke, dass das etwas mehr Arbeit wird als sonst. Aber das machen wir gerne. Das Programm für das erste Halbjahr ist jetzt erschienen, da haben wir so viele Highlights. Ich freue mich total darauf und möchte überall hingehen und natürlich helfen und mit anpacken, wo es geht.
DOMRADIO.DE: Die Überschrift über dem ganzen Festjahr heißt "Resonanzraum". Was ist damit gemeint? Man denkt, dass es schön klingt in der großen Kirche.
Meiering: Das auch, denn es gibt auch musikalische Highlights. Aber es geht vor allen Dingen darum, einen Raum zu eröffnen - im wahrsten Sinne des Wortes. Es geht darum, nicht nur den Kirchenraum aufzumachen und zu sagen: Lasst uns dort treffen und die unterschiedlichsten Dinge machen. Sondern auch darum, zu schauen, wie Gott zu uns spricht und wie wir ihm antworten können.
Wie können wir miteinander ins Gespräch kommen und Antworten von den anderen bekommen, die mit uns reden? Wie können wir auf die Vorträge, die dort stattfinden, eingehen und uns heraus rufen lassen? Bewirkt das irgendeine Resonanz in meinem Herzen, meinem Denken, meinem Fühlen? Bewegt mich das? Es geht darum, einen Anstoß zu bekommen, aus dem heraus ich mich selbst irgendwie auch anstoßen lasse. Irgendetwas Neues anzupacken. Das ist der Grundgedanke.
Das Gespräch führte Uta Vorbrodt.