Scharfe Kritik von Erzbischof Chaput an Kardinal Marx

Verheimlichte Unterschiede

"Protestantisierung der katholischen Sakramententheologie": Im Kommunionstreit erhebt der Erzbischof von Philadelphia, Charles Chaput, schwere theologische Vorwürfe gegen den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx.

 (DR)

Die von der Mehrheit der deutschen Bischöfe um Marx vorgeschlagene neue Praxis zur bedingten Zulassung evangelischer Ehepartner zur Eucharistie stelle Lehre und Recht der Kirche infrage, schreibt Chaput in der amerikanischen Zeitschrift "First Things" (Mittwoch, Online). Letztlich könne die Folge eine "Protestantisierung der katholischen Sakramententheologie" sein, mahnt der Erzbischof.

500 Jahre nach Martin Luther sei die Kommunion wieder Gegenstand einer Debatte in Deutschland, diesmal von den Bischöfen selbst ausgelöst. "Was in Deutschland geschieht, wird nicht dort bleiben", so der als konservativ geltende Erzbischof. "Die Geschichte hat uns diese Lektion schon einmal gelehrt."

Christus für die Einheit

In sechs Thesen und Fragen formuliert Chaput seine Sorge über mögliche Folgen einer Öffnung der Eucharistie für nichtkatholische Ehepartner. Kernpunkt ist das katholische Verständnis der Eucharistie, nach der Christus selbst in der gewandelten Hostie gegenwärtig ist. Der deutsche Vorschlag laufe darauf hinaus, dass man die Heilige Kommunion teilen könne ohne eine wirkliche kirchliche Gemeinschaft zu haben. Im Endeffekt würden die deutschen Bischöfe damit den protestantischen Begriff der Kircheneinheit übernehmen, wonach allein die Taufe und der Glaube an Christus für die Einheit genüge.

Auch werfe der deutsche Vorstoß die Frage auf, inwieweit die dogmatischen Beschlüsse der Konzile der katholischen Kirche "historisch relativiert und neu verhandelt" werden könnten. Ferner gehe es darum, ob es in der Konsequenz für Katholiken noch Hinderungsgründe für die Teilnahme am evangelischen Abendmahl gebe.

Getrennte Freunde

"Einheit kann nicht erzielt werden durch einen Prozess, der systematisch die Wahrheit über unsere Unterschiede verheimlicht", unterstreicht der Erzbischof. Mehrfach betont Chaput seine Wertschätzung für die "protestantischen Freunde".

"Aber es ist auch wahr, dass uns noch wichtige Dinge trennen", so der Erzbischof. "Wenn die Eucharistie, wie es das Zweite Vatikanische Konzil sagt, Quelle und Höhepunkt unseres Lebens als Christen und das Siegel der katholischen Einheit ist, haben die Antworten auf diese Fragen Folgen für die ganze Kirche."

Kardinal Woelkis Kritik

Chaput verweist auch auf den Deutschen Katholikentag Anfang Mai in Münster. Dort habe Marx erklärt, wenn jemand nach der Eucharistie hungere und den Glauben habe, müsse er die Kommunion erhalten.

Dagegen habe der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki betont, wer die leibliche Gegenwart Christi in der Eucharistie bejahe, sage folglich auch Ja zum Papsttum und zur kirchlichen Hierarchie, und da Deutschland Teil der Weltkirche sei, könne es keine deutsche Ausnahmeregelung geben.


Charles Joseph Chaput, Erzbischof von Philadelphia / © Paolo Galosi (KNA)
Charles Joseph Chaput, Erzbischof von Philadelphia / © Paolo Galosi ( KNA )
Quelle:
KNA