"Über eine Million Seeleute leben monatelang isoliert auf den Meeren und können in der Pandemie auch in den Häfen ihre Schiffe kaum verlassen", sagte Generalsekretär Christoph Ernst am Mittwoch in Hamburg. "Als Seemannsmission erwarten wir, dass Seeleute schnellstmöglich Zugang zur Impfung gegen Corona erhalten." Die Seemannsmission sei selbstverständlich bereit, dabei Unterstützung zu leisten.
Viele Barrieren für die Mannschaften
Seemannsmission-Präsidentin Clara Scheich, äußerte sich besorgt darüber, dass es für die Mannschaften viele Barrieren gebe, den Impfstoff in ihren Heimatländern und in den Häfen zu erhalten. "Das ist inakzeptabel, denn Seeleute sind durch die Reisetätigkeit besonders gefährdet, sich anzustecken." Bei einem schweren Verlauf von Covid-19 sei es an Bord von Frachtschiffen kaum möglich, ein infiziertes Besatzungsmitglied adäquat zu behandeln. "Es ist eine bittere Realität, dass während der Pandemie in vielen Häfen der Welt erkrankte Seeleute nicht von Bord dürfen", so Scheich.
Seeleute sollen jederzeit voll einsatzfähig sein
Die Politik sei gefordert, die im Dezember von den Vereinten Nationen beschlossene Resolution zur Anerkennung der Seeleute als systemrelevante "key workers" umzusetzen, so die Seemannsmission weiter. Die schwierige Lage bei der Ablösung von Besatzungsmitgliedern und den weltweiten Reiserestriktionen habe sich bislang nicht grundlegend verändert. Seeleuten müssten endlich ohne überlange Dienstzeiten zu ihren Familien zurückreisen dürfen. Ein Schiff könne nur funktionieren und seinen wichtigen Beitrag in dieser Pandemie leisten, wenn alle Seeleute jederzeit voll einsatzfähig seien. Dazu gehöre auch, dass sie gesellschaftliche Wertschätzung für ihren Einsatz an Bord spürten.
Die Deutsche Seemannsmission ist eine evangelische Seelsorge- und Sozialeinrichtung für Seeleute. Die Mitgliedsvereine des in Hamburg ansässigen Dachverbands betreiben über 30 Stationen in Häfen im In- und Ausland, in denen über 700 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter tätig sind.