Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn hält die demografische Entwicklung und die wachsende Zahl von Muslimen in Europa nach eigenen Worten für ein "ernstes" Thema. "Es fehlt nicht an islamischen Stimmen, die sagen, Europa sei eine reife Frucht für den Islam. Dagegen gibt es kein generelles Rezept", so Schönborn im Gespräch mit dem Wiener "Standard". Aufgrund der demografischen Entwicklung, wie sie sich etwa in den Schulen zeige, sei ein entspanntes Verhältnis zum Islam heute schwieriger geworden.
"Ich verstehe, dass Menschen sich bedroht fühlen. Aber die Lösung ist nicht, jetzt in eine Panik gegenüber dem Islam auszubrechen."
Mangel an gemeinsamer Politik
Bedauern äußerte der Kardinal über das Scheitern einer gemeinsamen europäische Migrationspolitik: "Wir haben nationale Einzelgänge, was verständlich, aber bedauerlich ist." Dieser Mangel an gemeinsamer Politik habe zur Folge, dass es auch keine gemeinsame Politik zur Bekämpfung der Fluchtursachen gebe. "Doch hier geht es um Menschen, um Schicksale."
Der Erzbischof warnte vor einer "gleitenden Veränderung" in der Sprache. "Wenn das Wort 'Flüchtling' ständig assoziiert wird mit 'Verbrecher', 'Gefährdung', dann geht die Empathie verloren." Da müsse die Gesellschaft aufpassen: "Die Sprache darf nicht jene der Unmenschen werden."