Der Ausspruch "Wir schaffen das" sei nicht naiv, sondern programmatisch gewesen, erklärte Diözesan-Caritasdirektor Frank Johannes Hensel am Montag in Köln. "Heute haben erfreulich viele Geflüchtete eine Ausbildung, eine Arbeit und einen Platz in der Gesellschaft", sagte er.
Allein 2015 waren knapp 900.000 Menschen nach Deutschland geflohen. NRW nahm zwischen 2015 und 2019 mehr als 390.000 Geflüchtete auf.
Erfolg der Flüchtlingsarbeit vor Ort
Fast jeder zweite Geflüchtete zwischen 18 und 64 Jahren, der seit 2013 nach Deutschland gekommen ist, geht heute laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) einer Erwerbstätigkeit nach. Ein Erfolg vor allem der Flüchtlingsarbeit vor Ort: "Ohne das gute Zusammenspiel von haupt- und ehrenamtlichen Kräften wäre das nicht zu schaffen gewesen", weiß Hensel.
Wo Integration gefördert wird, gelingt sie auch meistens. Es tun sich allerdings auch viele schwer, Fuß zu fassen – vor allem am Arbeitsmarkt. Gründe dafür sind etwa nicht anerkannte oder nicht passende Qualifikationen und unzureichende Maßnahmen der Weiterbildung. "Einige Angebote laufen letztlich wieder in die berufliche Leere, Enttäuschung und Frust sind dann die Folge", so Hensel.
Deutschland habe profitiert
Schreckensszenarien von Kriminalitäts- und Kostenexplosionen haben sich nicht bewahrheitet. Im Gegenteil, Deutschland habe profitiert, so Hensel: "Durch Verstärkung am Arbeitsmarkt, gute Nachbarschaft, Hilfsbereitschaft und Vielfalt im Land. Wenn wir es schaffen, demokratisch legitimiert mit Menschen unterschiedlicher Kultur und Geschichte zurechtzukommen, dann haben wir ein gutes, zukunftsfähiges Gesellschaftsmodell", sagt Hensel.
Merkel hatte ihren bekannten Satz Ende August 2015 in der Bundespressekonferenz in Berlin gesagt. Befürworter verstanden ihn als Versuch, Mut zu machen. Kritiker sahen in dem Ausspruch eine Verharmlosung von Problemen.