Schuster will in Deutschland ausgebildete Rabbiner gerne behalten

Nicht für die ganze Welt ausbilden

Rabbiner "made in Germany". Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, würde hier ausgebildete Rabbiner am liebsten größtenteils in deutschen Gemeinden sehen. Das ist derzeit allerdings nicht die Realität.

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"Es kann nicht sein, dass wir hier Rabbiner mit deutschen Steuergeldern ausbilden für die ganze Welt", sagte Schuster am Donnerstag im Interview der "Jüdischen Allgemeinen".

Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. / © Joerg Carstensen (dpa)
Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. / © Joerg Carstensen ( dpa )

Mit Blick auf die liberale Rabbinerausbildung sei es aktuell so, dass die überwiegende Anzahl der Absolventen ins Ausland gehe. Nach der orthodoxen Ausbildung blieben die Absolventen zumindest größtenteils in hiesigen Gemeinden - "und auch wenn mal ein Rabbiner in die Schweiz oder in die USA geht, soll es uns nur recht sein".

Mehr auch auf ältere Anwärter setzen

Viele junge Rabbiner blieben nicht lange in kleineren Gemeinden. "Da wäre mein Vorschlag, dass wir mehr auch auf ältere Anwärter setzen, die dann zum Beispiel als ordinierte Rabbiner keine kleinen Kinder mehr haben und weniger ortsgebunden sind", erklärte Schuster. 

Er äußerte sich zum 15-jährigen Bestehen der Ausbildung orthodoxer Rabbiner am Berliner Seminar. Damit war das erste Mal nach der Schoah wieder eine orthodoxe Rabbinerausbildung in Deutschland möglich.

Dessen Gründungsdirektor Josh Spinner gab in demselben Interview zu bedenken: "Wir dürfen nicht vergessen, was wir uns 2009 vorgenommen haben: Natürlich ging es darum, Rabbiner aus Deutschland für Deutschland auszubilden. Aber eben nicht nur." Ein Ziel sei auch gewesen, die rabbinische Tradition in Deutschland wieder auf ein hohes, international anerkanntes Niveau zu heben.

"Rabbiner, die beinahe überall akzeptiert werden"

"Das ist uns gelungen", betonte Spinner. Die Ordination von Rabbinern am orthodoxen Seminar werde von allen großen rabbinischen Autoritäten anerkannt. "Niemand hätte 2009 gedacht, dass wir in Berlin einmal Rabbiner ausbilden, die in Israel oder den USA Hochzeiten durchführen können - Rabbiner, die beinahe überall akzeptiert werden."

Auf die Frage, welche Rabbiner die nächste Generation brauche, sagte Spinner: "Wir stehen in einem sehr intensiven Austausch darüber. Wenn wir zum Beispiel auf die stark steigende Zahl von Israelis in Deutschland schauen - sollten wir uns diesen Menschen stärker proaktiv zuwenden? Sollten wir Rabbiner ausbilden, die diese Community kulturell verstehen?" Hinzu komme in den größeren Städten eine steigende Nachfrage nach jüdischen Religionslehrern.

Zentralrat der Juden

Der Zentralrat der Juden ist die Spitzenorganisation der jüdischen Gemeinden in der Bundesrepublik. Unter seinem Dach sind 23 Landesverbände mit 105 Gemeinden und ihren rund 100.000 Mitgliedern organisiert. Der Rat wurde 1950 in Frankfurt am Main gegründet. Damals lebten noch etwa 15.000 Juden in Deutschland. Vor dem Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust waren es bis zu 600.000.

Zentralrat der Juden in Deutschland vergibt Leo-Baeck-Preis / © Christian Ditsch (epd)
Zentralrat der Juden in Deutschland vergibt Leo-Baeck-Preis / © Christian Ditsch ( epd )
Quelle:
KNA