DOMRADIO.DE: Wie sehr freuen Sie sich auf die Fußball-WM 2023 der Frauen?
Schwester Katharina Hartleib (Olper Franziskanerin und DOMRADIO.DE-"Fußballnonne"): Ich freue mich sehr, denn die EM im vergangenen Jahr in England hat so viel Spaß gemacht. Da waren so viele Spiele dabei, die so begeisternd waren, dass ich gedacht habe: Wunderbar!
Die WM ist toll. Es sind noch mehr Spiele und noch mehr Mannschaften aus ganz anderen Ländern dabei. Ich bin wirklich gespannt und hocherfreut.
DOMRADIO.DE: Die WM findet "am anderen Ende der Welt" statt. Deshalb sind auch viele Übertragungen bei uns vormittags, teils sogar sehr früh am Morgen. Wie werden Sie sich denn da organisieren, damit Sie ein paar Spiele, vielleicht auch der Deutschen, mitbekommen können?
Sr. Katharina: Das ist wirklich schwierig, denn vormittags ist Arbeitszeit. Allein das Gefühl, am frühen Vormittag Fußball zu gucken, kann ich mir im Moment noch nicht vorstellen. Wenn die ersten Tage gut gelaufen sind und es dann am Montag für die Deutschen losgeht, will ich mal schauen. Man kann ja auch vielleicht ein bisschen nebenbei im Radio hören. Ich kann es noch nicht genau sagen.
DOMRADIO.DE: Macht es denn für Sie persönlich einen Unterschied, dass da Frauen spielen und keine Männer?
Sr. Katharina: Es macht einen sehr großen Unterschied. Ich muss gestehen, seitdem die deutschen Männer seit Jahren einen so schlechten Fußball spielen und vorheriges Jahr die Frauen so toll waren, habe ich viel mehr Lust auf diesen Frauenfußball, denn die spielen einen authentischeren Fußball.
Man erlebt es bei Frauenspielen nicht, dass sich da ein Neymar minutenlang auf dem Rasen rumrollt und so tut, als wenn er im Sterben liegt. Das würde bei Frauen nie passieren. Da gibt es schon mal einen Schrei und schon mal eine Klage. Aber dann stehen die auf und spielen weiter.
Auch dieses Getue um sich selber, dieses Ego, wo es nur um die perfekt sitzende Frisur und das tolle Auto und den besten Verein geht, merke ich bei Frauen nicht. Das ist bei den Männern völlig anders und ist da total abgehoben.
Da habe ich mehr Lust auf den Frauenfußball, denn die Fußballerinnen sind authentischer. Da geht es um Fußball und nicht um irgendwas anderes drumherum.
DOMRADIO.DE: Sie haben gerade schon die Europameisterschaft im vergangenen Sommer angesprochen, bei der sind die Deutschen Vizeeuropameisterinnen geworden. Das hat auch einen ziemlich großen Boom des Frauenfußballs ausgelöst. Glauben Sie denn, dass das jetzt so weitergehen wird?
Sr. Katharina: Das hängt wie immer vom Erfolg ab. Hier in Deutschland ist der Frauenfußball, nachdem er jahrzehntelang belächelt und behindert worden ist, in den letzten Jahren sehr gut aufgekommen. Mädchen und junge Frauen haben überhaupt keine Scheu mehr auch in Männermannschaften mitzuspielen, wenn es keine eigenen Frauenmannschaften gibt. Das ist super, dass man sich nicht mehr verstecken muss.
Ich merke schon, wenn die deutschen Frauen erfolgreich sind, dann wird das auf dieser Welle weitergehen. Wenn wir sehen, dass es in Köln ein Bundesligaspiel mit fast 40.000 Zuschauern für die Frauenmannschaft gab, dann hat das mit dem Erfolg zu tun.
Von daher hoffe ich sehr, dass die Deutschen möglichst lange im Turnier bleiben, damit der Erfolg und diese Welle für den Frauenfußball weitergeht.
DOMRADIO.DE: Wie schätzen Sie denn die Chancen der deutschen Damen überhaupt ein?
Sr. Katharina: Nach den letzten Spielen bin ich mir nicht mehr so sicher. Sie sind eigentlich genau wie die Männer früher eine Turniermannschaft. Ich denke, je länger sie drin bleiben, desto besser werden sie. Denn das Miteinander einspielen hat in den letzten Monaten noch nicht so gut geklappt.
Ich würde ihnen zutrauen, dass sie ins Halbfinale kommen. Aber weiter? Ich hoffe es, aber ich glaube es eher nicht.
Das Interview führte Tim Helssen.