SED-Opferbeauftragte beklagt mangelnde Anerkennung

Zermürbte Betroffene

Die SED-Opferbeauftragte des Bundestages, Evelyn Zupke, hat eine mangelnde Anerkennung des in der DDR erlittenen Unrechts kritisiert. 33 Jahre nach dem Mauerfall warten immer noch Viele auf Anerkennung ihrer Haft oder Zwangsarbeit.

Erinnerungen an die DDR-Zeit / © Christoph Soeder (dpa)
Erinnerungen an die DDR-Zeit / © Christoph Soeder ( dpa )

"Es beschämt mich zutiefst, wenn ich sehe, was viele der Betroffenen erleben müssen", sagte Zupke dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (RND, Mittwoch). Wie das RND unter Berufung auf Zahlen der Opferbeauftragten berichtete, warten 33 Jahre nach dem Fall der Mauer immer noch viele Opfer der SED-Diktatur auf die Anerkennung ihrer durch Haft oder Zwangsarbeit erlittenen Schäden.

Diskriminierung von Christen in der DDR

Seit 1. Januar 2020 widmet sich ein interdisziplinäres Forschungsteam von vier Wissenschaftlichen MitarbeiterInnen unter der Leitung von Prof. Dr. Christopher Spehr am Lehrstuhl für Kirchengeschichte der wissenschaftlichen Aufarbeitung von verfolgten Christinnen und Christen in der DDR. Ziel ist es, die Unterdrückungsmechanismen und Repressionsmaßnahmen in den 1960er-Jahren am Beispiel der Bausoldaten, Totalverweigerer und Jugendlichen im Widerstand gegen die Wehrerziehung mit Schwerpunkt Thüringer Raum zu erkunden.

Männerwallfahrt zum Kläschen Hagis im Kreise Worbis (DDR) mit dem Erfurter Bischof Hugo Aufderbeck, 1980 (KNA)
Männerwallfahrt zum Kläschen Hagis im Kreise Worbis (DDR) mit dem Erfurter Bischof Hugo Aufderbeck, 1980 / ( KNA )

Im Saarland, in Hamburg und in Bremen ist dem Bericht zufolge seit 2015 keinem einzigen verfolgten DDR-Bürger eine Anerkennung durch die zuständigen Versorgungsämter zugesprochen worden. Bei den westdeutschen Ländern haben demnach Bayern mit 27 Prozent Anerkennungsquote und Baden-Württemberg mit 16 Prozent die besten Werte.

Unter 15 Prozent

Unter den ostdeutschen Ländern sei Sachsen-Anhalt das Schlusslicht, hieß es. Bei insgesamt 100 Anträgen habe dort zwischen 2015 und 2021 nur ein Betroffener eine Beschädigtenversorgung bewilligt bekommen. In Brandenburg liege die Anerkennungsquote bei 15 Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern bei 18 Prozent.

Zupke kritisierte, dass in den Verfahren regelmäßig Akten aus der DDR, etwa Haftakten, zur Begutachtung von Betroffenen und zur Entscheidung über ihre Entschädigungsanträge herangezogen würden. Die mehrjährigen Verfahren zermürbten die Betroffenen. "Das muss sich ändern", forderte Zupke.

Die frühere DDR-Oppositionelle Evelyn Zupke ist seit Juni 2021 SED-Opferbeauftragte beim Deutschen Bundestag.

Quelle:
epd