"Es beschämt mich zutiefst, wenn ich sehe, was viele der Betroffenen erleben müssen", sagte Zupke dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (RND, Mittwoch). Wie das RND unter Berufung auf Zahlen der Opferbeauftragten berichtete, warten 33 Jahre nach dem Fall der Mauer immer noch viele Opfer der SED-Diktatur auf die Anerkennung ihrer durch Haft oder Zwangsarbeit erlittenen Schäden.
Im Saarland, in Hamburg und in Bremen ist dem Bericht zufolge seit 2015 keinem einzigen verfolgten DDR-Bürger eine Anerkennung durch die zuständigen Versorgungsämter zugesprochen worden. Bei den westdeutschen Ländern haben demnach Bayern mit 27 Prozent Anerkennungsquote und Baden-Württemberg mit 16 Prozent die besten Werte.
Unter 15 Prozent
Unter den ostdeutschen Ländern sei Sachsen-Anhalt das Schlusslicht, hieß es. Bei insgesamt 100 Anträgen habe dort zwischen 2015 und 2021 nur ein Betroffener eine Beschädigtenversorgung bewilligt bekommen. In Brandenburg liege die Anerkennungsquote bei 15 Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern bei 18 Prozent.
Zupke kritisierte, dass in den Verfahren regelmäßig Akten aus der DDR, etwa Haftakten, zur Begutachtung von Betroffenen und zur Entscheidung über ihre Entschädigungsanträge herangezogen würden. Die mehrjährigen Verfahren zermürbten die Betroffenen. "Das muss sich ändern", forderte Zupke.
Die frühere DDR-Oppositionelle Evelyn Zupke ist seit Juni 2021 SED-Opferbeauftragte beim Deutschen Bundestag.