Seelsorgeverbot für früheren Bischof von Cayenne

Wegen mutmaßlich erpresstem Sex

Der frühere Bischof von Cayenne in Französisch-Guayana, Emmanuel Lafont, darf nicht mehr als Seelsorger arbeiten. Dem Geistlichen werden sexuelle Vergehen vorgeworfen, bei denen er Abhängigkeiten ausgenutzt haben soll.

Collarhemd eines Geistlichen / © LightField Studios (shutterstock)
Collarhemd eines Geistlichen / © LightField Studios ( shutterstock )

Nach einer kirchenrechtlichen Untersuchung wegen mutmaßlich erpresstem Sex verhängte der Vatikan bereits im Oktober ein entsprechendes Verbot gegen den 77-jährigen Bischof, wie französische Medien nun berichten. Auch dürfe er keine Bischofszeichen wie Kreuz und Mitra mehr tragen und nicht mehr mit seinem Bekanntenkreis in Guayana in Kontakt treten, so die von der Vatikanbehörde für die Bischöfe verhängte Strafe. Die Untersuchung hatte der kirchenrechtlich zuständige Erzbischof von Fort-de-France auf Martinique, David Macaire (53), durchgeführt.

Parallele Ermittlungen der Staatsanwaltschaft

Parallel ermittelt auch die Staatsanwaltschaft in Französisch-Guayana wegen möglicher sexueller Vorteilsnahme in zwei Fällen. Ein junger Asylbewerber aus Haiti wirft dem Bischof vor, ihn als Gegenleistung für behördlichen Beistand zu Sex erpresst zu haben. Lafont selbst, der in den 80er Jahren auch als Pfarrer unter dem Apartheid-Regime in Soweto/Südafrika gearbeitet hatte, beteuert seine Unschuld und hatte seinerseits Anzeige gegen den jungen Mann erstattet. Dieser habe im Gegenteil ihn im Oktober 2020 angegriffen. Das Zivilverfahren ist noch anhängig.

Eine katholische Laienvereinigung in Cayenne, die als eine Art Wahrheitskommission fungiert, begrüßte die Maßnahmen des Vatikans. Diese bedeuteten noch keine zivile Vorverurteilung des Bischofs; sie machten aber die Wahrheitsfindung glaubwürdiger und machten es für die mutmaßlichen Opfer leichter, zitiert die Zeitung "La Croix" den Vorsitzenden, Patrick Louis-Ferdinand.

Bevölkerungswachstum und wirtschaftliche Probleme

Das französische Übersee-Departement Französisch-Guayana liegt an der südamerikanischen Atlantikküste zwischen Brasilien und Suriname; es ist Teil des französischen Staates und der EU und vor allem wegen des europäischen Weltraumbahnhofs in Kourou bekannt. Starkes Bevölkerungswachstum und wirtschaftliche Probleme wie etwa eine hohe Jugendarbeitslosigkeit setzen Gesellschaft und Politik unter Druck. Einwanderer aus Brasilien und Haiti sorgen für zusätzliche soziale Konflikte.

In Französisch-Guayana leben rund 290.000 Menschen auf einer Fläche von 83.500 Quadratkilometern – was etwa der Größe Österreichs entspricht. Das Bistum Cayenne hat mit rund 200.000 Katholiken einen Bevölkerungsanteil von gut zwei Dritteln.

Kirche in Frankreich

Die katholische Kirche in Frankreich zählt zu den traditionsreichsten und geistesgeschichtlich wichtigsten in Europa. Marksteine ihrer reichen Geschichte sind etwa für das christliche Mittelalter die Taufe von Frankenkönig Chlodwig, die Reichskirche Karls des Großen ("Charlemagne"), die großen Ordensbewegungen und das "Zeitalter der Kathedralen"; weiter die Religionskriege des 16./17. Jahrhunderts, die nationalkirchliche Strömung des "Gallikanismus", die Aufklärung und die Französische Revolution. Zu Frankreichs Kulturerbe gehören ungezählte Klöster und Kathedralen von Weltrang.

Französische Fahne / © Rick Hawkins (shutterstock)
Quelle:
KNA