SkF drängt auf politische Hilfe bei Gehältern

"Niedrige Löhne bedeuten niedrige Renten"

Der Sozialdienst katholischer Frauen fordert mehr Geld für Beschäftigte in Sorge- und Pflegeberufen.

In einer Kita in Hannover / © Julian Stratenschulte (dpa)
In einer Kita in Hannover / © Julian Stratenschulte ( dpa )

Die schlechte Bezahlung in Berufen, in denen vor allem Frauen tätig sind, hat historische Gründe, sagt die Bundesvorsitzende Anke Klaus.

DOMRADIO.DE: Sie fordern eine bessere Bezahlung in Sozial- und Erziehungsberufen, weil hier vor allem Frauen tätig sind. Warum ist die Bezahlung in diesen Berufen eigentlich so schlecht?

Anke Klaus (Bundesvorsitzende Sozialdienst katholischer Frauen): Vermutlich hat das auch mit der historischen Entwicklung zu tun. Die Sozial- und Pflegeberufe haben sich ja aus der Armen- und Krankenfürsorge entwickelt, die häufig von Orden - aber eben auch von Frauen in den Familien - nebenbei und erst mal unentgeltlich übernommen worden ist. Erst im 19. und 20. Jahrhundert hat sich das dann professionalisiert. Das ging aber mit einer geringen Bezahlung einher, weil es ja doch oft noch die Orden waren, die sich darum gekümmert haben. Die ganzen Pflegeberufe wurden ja außerdem oft auch eher als Zuverdienst für Frauen gesehen und nicht als eine eigene wirtschaftliche Absicherung. 

DOMRADIO.DE: Bis zu 20 Prozent verdienen Frauen weniger als Männer. Wenn man in die verschiedenen Berufsgruppen in Deutschland schaut: Typisch männliche Berufe wie Ingenieur und Manager bekommen mehr als diejenigen, die für die Alten, die Kinder und die Pflegebedürftigen zuständig sind. Steckt ein größeres Problem der Wertschätzung dahinter? 

Klaus: Ja, absolut. Hier geht es um eine Wertschätzung der Pflege- und Sorgeberufe. Es ist in der Bevölkerung eben immer noch angesehener, Automechaniker zu sein als Krankenschwester. Wenn wir das ändern könnten, wäre schon ein großer Schritt gemacht. Es wird auch so oft als selbstverständlich angesehen, dass auch heute noch - und das ist ja auch die Regel - Pflege- und Sorgearbeit von Frauen gemacht wird. Das muss sozialpolitisch eine andere Gewichtung bekommen.  

DOMRADIO.DE: In der Marktwirtschaft regeln Angebot und Nachfrage den Preis – also auch die Gehälter. Gerade im Pflegebereich gibt es einen Mangel. Warum ist es dann trotzdem so, dass die Pflegekräfte in Deutschland so schlecht bezahlt werden? 

Klaus: Weil es doch von einem niedrigeren Grundgehalt ausgeht. Bis Sie das gesteigert haben, ist es ein schwieriger Weg. Aber das ist wirklich eine Frage, in der die Politik aktiv werden muss. Es muss eine höhere Bewertung geben, es muss vor allem eine Imageaufwertung geben. Es kann nicht sein, dass die öffentliche Hand durch Ausschreibungen und Entgeltverhandlungen Lohndumping unterstützt, denn die Träger von Einrichtungen im Sozialwesen müssen dann ja auch entsprechend reagieren.

DOMRADIO.DE: Die neue Große Koalition steht kurz vor ihrem Antritt. Was konkret fordern Sie? 

Klaus: Zum einen müssen wir einfach mal klar sagen: Wenn wir niedrige Löhne haben, haben wir auch kleine Renten. Wenn wir höhere Löhne haben, haben wir auch höhere Renten. Zurzeit können lediglich maximal 25 Prozent der im Moment 50-Jährigen demnächst von ihrer Rente leben. Das ist ein ganz wichtiger Faktor. Wir müssen generell prekäre Beschäftigungsverhältnisse eindämmen. Wir müssen auch überdenken, inwieweit Ehegattensplitting und Krankenkassen-Mitversicherung heute noch zeitgemäß sind. Darüber hinaus sollten wir aber auch die Betreuungs- und Pflegezeiten bei der Berechnung der Rente berücksichtigen. Außerdem müsste die betriebliche Altersvorsorge ausgebaut werden in den Dienstleistungsberufen. 

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.


 

Quelle:
DR
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