Die Slowenen haben sich bei einem Referendum am Sonntag für ein neues Sterbehilfegesetz ausgesprochen. Fast 55 Prozent der Wähler stimmten für eine Freigabe von assistiertem Suizid, wie slowenische Medien am Montag berichteten; 41 Prozent waren dagegen. Kritik an dem Vorstoß kam, wie bereits im Vorfeld, von katholischer Seite.
Der Sprecher der Slowenischen Bischofskonferenz, Gabriel Kavcic, Gabriel Kavcic, sprach von einem "schändlichen" Referendum. Es sei offensichtlich, dass sich die meisten Wähler weder für Argumente noch Statistiken oder Experten-Warnungen interessiert hätten. Stattdessen seien sie den Emotionen erlegen, die mit dem Thema Sterbehilfe einhergingen. Von einem "Sieg" könnten die Befürworter angesichts einer relativ niedrigen Wahlbeteiligung ohnehin nicht sprechen.
Abstimmung parallel zur Europawahl
Kritik kam auch vom slowenischen Verband katholischer Ärzte. Den Medizinern zufolge müssten die Regierenden erkennen, dass jede Form von aktiver Sterbehilfe unvereinbar sei mit der verfassungsmäßigen "Unverletzlichkeit des menschlichen Lebens". Während Bischofssprecher Kavcic ein "bröckelndes Gesundheitssystem" anprangerte, forderten die katholischen Mediziner einen Ausbau der Palliativpflege. Auch die nationale Caritas hatte Kritik an dem Referendum geübt.
Parallel zur Europawahl am Sonntag sollten die Slowenen über drei politische Initiativen abstimmen: zur Legalisierung von Cannabis-Anbau, zu Wahlreformen und Sterbehilfe. Bislang waren die verschiedenen Aspekte zum Thema Sterbehilfe in dem südosteuropäischen Land nicht eindeutig gesetzlich geregelt.
Seit längerem öffentlich debattiert
Die Bürgerorganisation "Silberner Faden", die einen liberalen Gesetzesvorschlag vorgelegt hatte, begrüßte das Ergebnis. Der Ausgang des Referendums zeuge von "Klugheit und Mut" der Wähler. Darüber hinaus begrüßten auch vereinzelt Zeitungskolumnisten das Resultat, das eine klare Botschaft des Wandels an das Parlament in Ljubljana sende.
Das Thema Sterbehilfe wird in Slowenien seit längerem öffentlich debattiert. Im März hatte das Parlament den Entwurf einer Bürgerinitiative zur Freigabe des assistierten Suizids für unheilbar kranke Erwachsene formal abgelehnt. Allerdings kündigte die grün-liberale Regierungspartei von Ministerpräsident Robert Golob damals ein Referendum zu dem Thema an. Politische Beobachter erwarten, dass die Regierungskoalition den Gesetzentwurf aus dem Frühjahr möglicherweise mit einigen kleinen Änderungen nun erneut im Parlament einbringen wird.