Der Vorsitzende der Bolivianischen Bischofskonferenz, Erzbischof Ricardo Centellas, hofft, dass die Untersuchungen so objektiv wie möglich und dass "alle Vorfälle, die bolivianischen Familien Schaden zugefügt haben" betrachtet werden, wie das Portal "Correodelsur" am Dienstag (Ortszeit) berichtet.
Die Untersuchungen dürften sich nicht nur auf einige Taten beschränken. Zuletzt hatten bereits andere Organisationen als auch die Opposition gefordert, die Aufarbeitung nicht nur auf die tödlichen Vorfälle in Sacaba und Senkata zu beschränken, die der Übergangsregierung angelastet werden, sondern auch gewaltsame Übergriffe, die mutmaßlich von Anhängern der ehemaligen und jetzigen Regierungspartei MAS begangen wurden.
Unruhe nach Präsidentschaftswahl 2019
Bolivien wurde nach der Präsidentschaftswahl im Oktober 2019 von heftigen Unruhen erschüttert. Schon die Kandidatur des damaligen Präsidenten Evo Morales war nach einem verloren gegangenen Referendum über eine dazu notwendige Verfassungsänderung hoch umstritten. Morales brach sein Wort und setzte seine Kandidatur gegen das Wählervotum auf juristischem Wege durch.
Nach den Präsidentschaftswahlen warf die Opposition dem seit 2006 regierenden sozialistischen Präsidenten Wahlbetrug vor, Hunderttausende gingen auf die Straße. Morales bestand zunächst auf einem Sieg im ersten Durchgang. Eine Kommission der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) sprach in einem Abschlussbericht von schwerwiegenden Manipulationsversuchen und empfahl Neuwahlen.
Morales trat daraufhin zurück und ging zunächst nach Mexiko und später nach Argentinien ins Exil. Von dort aus soll er seine Anhänge zu gewaltsamen Widerstand gegen die Übergangsregierung aufgerufen haben. Unter Berufung späterer Studien aus den USA weist Morales inzwischen die Manipulations-Vorwürfe zurück und spricht von einem Putschversuch gegen ihn. Die OAS bleibt hingegen bei ihrer Darstellung. Morales Parteifreund Luis Arce gewann die Neuwahlen deutlich und ist inzwischen im Amt.