So war das Public-Viewing zur Amtseinführung von Trump in Köln

"Er ist ein wütender alter Mann"

Das "AmerikaHaus NRW" hat gemeinsam mit der evangelischen Clarenbach-Kirchengemeinde Köln-Braunsfeld ein Public-Viewing und eine Podiumsdiskussion zur Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump veranstaltet. Ein Resümee.

Autor/in:
Susanna Laux
Präsident Donald Trump, rechts, schüttelt die Hand seines Sohnes Barron Trump bei der 60. Amtseinführung des Präsidenten in der Rotunde des US-Kapitols in Washington / © Kenny Holston (dpa)
Präsident Donald Trump, rechts, schüttelt die Hand seines Sohnes Barron Trump bei der 60. Amtseinführung des Präsidenten in der Rotunde des US-Kapitols in Washington / © Kenny Holston ( (Link ist extern)dpa )

Kurz vor 17 Uhr sind noch viele freie Plätze im Pfarrheim der evangelischen Kirchengemeinde in Köln-Braunsfeld. Auf der Leinwand sieht man Bilder aus den USA. Die Menschen sind hier zusammengekommen, um die Amtseinführung von Donald Trump zu verfolgen. Es herrscht eine angespannte Stimmung.

Mitveranstalter des Abends ist Arnd Henze. Der Journalist und frühere ARD-Korrespondent in Washington hat sich viel mit den USA beschäftigt. Er eröffnet den Abend und wünscht allen "Viel Spaß". Prompt kommt die Antwort aus dem Publikum: "Spaß ist was anderes." 

Leinwand beim Public Viewing zur Amtseinführung von Donald Trump / © Susanna Laux (DR)
Leinwand beim Public Viewing zur Amtseinführung von Donald Trump / © Susanna Laux ( DR )

Während sich die Rotunde des Kongressgebäudes immer weiter füllt und die Ex-Präsidenten wie Barack Obama dazustoßen, kommen auch immer mehr Menschen in Köln zusammen. Ungefähr 100 Leute verfolgen schließlich die Antrittsrede des neuen Präsidenten. Vor der Rede treten in Washington noch zwei Geistliche auf. Der New Yorker Kardinal Timothy Dolan und der evangelikale US-Pastor Franklin Graham halten jeweils ein Gebet. Viele in Köln waren von den diversen religiösen Bezügen während der Einführung merklich irritiert. "Es wirkte wie ein Hochamt", sagt später jemand aus dem Publikum. 

Auch in der Rede Trumps gibt es immer wieder religiöse Bezüge: "I was saved by God to make America great again" (Ich wurde von Gott gerettet, um Amerika wieder großartig zu machen) / "We will not forget our God" (Wir werden unseren Gott nicht vergessen). Mit solchen Aussagen löst Trump Reaktionen der Entrüstung im Braunsfelder Saal aus. Nach fast jedem Satz folgt eine Reaktion des Publikums in Köln. Es wird viel gelacht. Vereinzelt werden Köpfe geschüttelt. "Das war 'ne Ansage", sagt eine Besucherin als die Rede vorbei ist.

Rege Diskussionen im Publikum

Danach ist erst einmal Zeit zum Durchatmen bis es mit der Podiumsdiskussion weitergeht. Aber vielen ist nicht nach Pause zumute. Die meisten diskutieren darüber, was sie gerade gehört haben. Viele scheinen schockiert. 

Nach einigen Minuten kehrt wieder Ruhe ein. Viktoria Harbecke vom "AmerikaHaus NRW" eröffnet das Podium, bei dem Arnd Henze und Martina Buttler ins Gespräch kommen. Martina Buttler ist ebenfalls Journalistin und hat lange Zeit in den USA gelebt und gearbeitet. "Bei der Rede hat mich nichts überrascht", meint sie. Arnd Henze findet die Rede zwar radikaler als zur letzten Amtseinführung, aber er fügt auch etwas anderes hinzu: "Man merkte, er ist ein wütender alter Mann." 

Val Demings / © Susanna Laux (DR)
Val Demings / © Susanna Laux ( DR )

Nach der kurzen ersten Einordnung wird Val Demings hinzugeschaltet. Sie vertrat bis 2023 für die Demokraten den US-Bundesstaat Florida im US-Repräsentantenhaus. Was viele im Raum irritiert: Sie wirkt relativ optimistisch. "Wir sollten nicht nur darauf schauen, was er sagt, sondern auf das, was er tut." Das wäre bei Trump in der letzten Amtszeit ein Unterschied gewesen. Zum Ende ermutigt sie das Publikum: "We’re gonna be ok." (Alles wird gut werden) 

Der nächste Gast ist John B. Bellinger. Er war Rechtsberater im Nationalen Sicherheitsrat der USA und Teil der republikanischen Opposition gegen Trump. Er sei zwar besorgt, aber auch vorsichtig optimistisch. Er erinnert nochmal daran, dass Trump nicht die alleinige Macht hat und auch nicht alle Republikaner gleichermaßen hinter ihm stehen. Dadurch könnten extreme Vorhaben verhindert werden. 

Am Ende betonen alle: Wir müssen weiter in Kontakt bleiben und miteinander reden – auch mit Menschen, die nicht unserer Meinung sind. Die Gäste in Köln sind froh, diese Amtseinführung nicht alleine gesehen zu haben. Das meint auch eine Frau aus dem Publikum: "In Gemeinschaft erträgt man vieles einfacher und das wissen wir Christen ja ganz gut."

Quelle:
DR

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