Das schrieb der Theologe Thomas Söding in einem Gastbeitrag für das "Neue Ruhrwort" (Dienstag). "Warum wird sein Rücktrittsgesuch angenommen, während das eines der schärfsten Kritiker des Synodalen Weges, des Erzbischofs von Köln, Kardinal Rainer Maria Woelki, immer noch in der Schwebe ist? Das Bild in der Öffentlichkeit ist verheerend."
Söding ist Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und war zusammen mit Bode einer der Vizepräsidenten des Reformprojekts Synodaler Weg in Deutschland. Wie Papst Franziskus mit Rücktrittsgesuchen umgehe, "wirft Fragen auf - und verlangt klare Antworten", so der Theologe weiter.
Respekt für "Konsequenzen aus seinem Führungsversagen"
Dabei verdiene es Respekt, dass Bischof Bode "Konsequenzen aus seinem Führungsversagen" ziehe, nachdem ihm eine Studie schwere Fehler im Umgang mit Missbrauch bescheinigt habe: "Gibt es andere Bischöfe, die es Franz-Josef Bode nachtun werden oder bereits getan haben?"
Ein Problem sei der einseitige Blick nach Rom bei Rücktritten: "Das Verfahren ist hoch intransparent. Kein Bischof kann einfach erklären, nicht mehr weiterzumachen - und das war es dann. Jeder muss den Papst um die Entpflichtung bitten." Ihm fehle hier auch der Blick ins Bistum, fügte der Theologe hinzu. Hier brauche es eine verbindliche Form, "vor den Gläubigen Rechenschaft abzulegen und, wenn es nottut, die Vertrauensfrage zu stellen".
Welche Rücktrittsangebote nimmt der Papst an und welche nicht?
Eine klare Linie sei nicht zu erkennen beim Umgang von Papst Franziskus mit Rücktrittsangeboten, kritisierte Söding weiter: Hamburgs Erzbischof Stefan Heße etwa, der ebenso wie Bode wegen Fehlern bei der Missbrauchsbekämpfung seinen Rücktritt eingereicht hatte, soll nach dem Willen des Papstes im Amt bleiben: "Ähnlich lief es bei Kardinal Reinhard Marx in München, obgleich er bekannt hatte, an einen 'toten Punkt' gelangt zu sein."
Heße und Marx hätten "eine beachtliche Lernkurve hingelegt" und unterstützten den Synodalen Weg, ergänzte der Theologe: "Man kann also nicht ohne weiteres sagen, dass Reformer entlassen werden und Bremser bleiben sollen. Aber eine klare Linie ist nicht zu erkennen. Hier liegt der Hase im Pfeffer."
Osnabrück als "Signal zum Aufbruch"
Die Situation in Osnabrück könne jetzt ein "Signal zum Aufbruch" werden, betonte der in Bochum lehrende Wissenschaftler. Zum einen könnten andere Kirchenvertreter ähnlich konsequent handeln wie Bode und damit den Willen zu echten Erneuerungen und Reformen klarmachen.
Zum anderen bestehe jetzt die Chance, "das Kirchenvolk an der Bestellung eines neuen Bischofs aktiv zu beteiligen, so wie auf dem Synodalen Weg beschlossen". Außerdem hoffe er, "dass der Papst durch seine Besetzungsvorschläge ein klares Zeichen setzt, den synodalen Prozess voranzutreiben".