Papst wendet sich persönlich an Machthaber Assad

Sorge über humanitäre Lage in Syrien

Papst Franziskus hat sich mit einer Sondergesandtschaft persönlich an Syriens Machthaber Baschar al-Assad gewandt. In einem Schreiben bekundete er laut Vatikanangaben tiefe Besorgnis über die humanitäre Lage in dem Bürgerkriegsland.

Nachdenklich: Papst Franziskus / © Alessandra Tarantino (dpa)
Nachdenklich: Papst Franziskus / © Alessandra Tarantino ( dpa )

Papst Franziskus hat eine Friedensinitiative in Syrien gestartet. Am Montag überbrachten Sondergesandte eine persönliche Botschaft des Papstes an Syriens Machthaber Baschar al-Assad, in der das Kirchenoberhaupt um humanitäre Erleichterungen für die Zivilbevölkerung und um die Wiederaufnahme von Verhandlungen bittet, wie der Vatikan mitteilte. Besondere Sorge bekunde Franziskus über "die dramatischen Bedingungen der Zivilbevölkerung in Idlib".

Die heftig umkämpfte Stadt im Nordwesten ist das letzte große Rebellengebiet in Syrien.

Den Angaben zufolge übergaben der für Menschenrechts- und Flüchtlingsfragen zuständige Kurienkardinal Peter Turkson und der päpstliche Botschafter in Syrien, Kardinal Mario Zenari, den Brief im Rahmen eines Treffens mit Assad in Damaskus.

Bitte um Schutz der Zivilbevölkerung

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin erklärte dazu in Rom, Papst Franziskus bitte den syrischen Präsidenten um den Schutz der Zivilbevölkerung in der Region Idlib nach Maßgabe des internationalen Rechts und um Schonung ziviler Einrichtungen wie Schulen, Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen. Assad solle "alles Mögliche tun, um diese humanitäre Katastrophe zu beenden".

Der Papst und der Heilige Stuhl seien besorgt über den humanitären Notstand in Syrien und besonders in der Provinz Idlib. Dort lebten 3 Millionen Menschen, darunter 1,3 Millionen Binnenvertriebene. "Der Papst verfolgt mit Sorge und großem Schmerz das dramatische Schicksal der Zivilbevölkerung, vor allem der Kinder, sagte Kardinal Parolin.

Er verwies auf fortdauernde Luftangriffe, die auch medizinische Einrichtungen zerstört oder außer Betrieb gesetzt hätten.

Keine politische Initiative

Der Kardinalstaatssekretär betonte, es handele sich um eine humanitäre und keine politische Initiative. Dreimal sei im Schreiben des Papstes von "Versöhnung" die Rede. Franziskus ermutige Assad, "guten Willen zu zeigen und sich um die Suche nach praktikablen Lösungen zu suchen". Dabei verwies Parolin auf die ergebnislosen Friedensverhandlungen in Genf.

Wie der Vatikan weiter mitteilte, geht es bei der Initiative auch um eine sichere Rückkehr von Vertriebenen, die Freilassung von Gefangenen, Zugang zu Informationen für Angehörige und menschliche Haftbedingungen für politische Gefangene. Parolin erinnerte an den Bericht einer internationalen Untersuchungskommission im März 2018, die von Zehntausenden willkürlich Festgehaltenen sprach. Demnach gebe es unter anderem Folter, Verweigerung von Rechtsbeistand, zahlreiche Todesfälle in der Haft und Sammelprozesse.

Seit Anfang Mai ist eine von Russland unterstützte Offensive syrischer Regierungstruppen gegen Idlib in Gang. Nach Angaben von Rebellengruppen beteiligen sich inzwischen auch russische Spezialkräfte am Boden an den Gefechten.


Quelle:
KNA , epd
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