Blick auf einen Berufszweig zum Welttag der Pflege

Sorge vor einer Massenflucht aus dem Beruf

Es tut sich was in der Pflege. Jedenfalls holen die Pflegekräfte bei der Bezahlung gegenüber anderen Berufen auf. Positiv klingen auch die Ausbildungszahlen, jedenfalls vor der Pandemie. Ein Überblick zum Internationalen Tag der Pflege.

Autor/in:
Christoph Arens
Die Corona-Krise zeigt, wie wichtig der Pflegeberuf ist / © michaeljung (shutterstock)
Die Corona-Krise zeigt, wie wichtig der Pflegeberuf ist / © michaeljung ( shutterstock )

Die Stimmung ist angespannt: Nicht nur der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, warnt vor einer "Massenflucht" aus dem Pflegeberuf. "Wenn wir nicht schnell das Ruder herumreißen, riskieren wir einen massenhaften Ausstieg aus dem Beruf", sagt Westerfellhaus. Auch Pflegeverbände betonten zum Internationalen Tag der Pflege am Mittwoch, die Pflegenden seien nach über einem Jahr Dauerstress in der Pandemie körperlich und seelisch erschöpft.

Die Lage ist angespannt

Schlechte Bezahlung, Personalmangel, viele Schicht- und Sonntagsdienste, harte körperliche Arbeit und das Gefühl, seinem eigenen Anspruch an den Job nie gerecht werden zu können: Es gebe ein "Gefühl der Ohnmacht", beschreibt Westerfellhaus die Lage.

Der Forderungskatalog klingt seit Jahren ähnlich, ist durch Corona nur dringlicher geworden. Deutscher Pflegerat, Wohlfahrts- und Sozialverbände forderten am Dienstag Personalschlüssel, die sich am tatsächlichen Pflegebedarf orientieren, planbare Arbeitszeiten und mehr Kompetenzen für die Pflegenden. Und auch ein klares Signal für bessere Bezahlung.

Gesetzlichen Tariflohn für Altenpflege noch vor Bundestagswahl

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte vergangene Woche angekündigt, dass er einen gesetzlichen Tariflohn für die Altenpflege noch vor der Bundestagswahl auf den Weg bringen will. Pflegedienste und -heime sollen vom 1. Juli 2022 nur noch dann mit der gesetzlichen Pflegeversicherung zusammenarbeiten dürfen, wenn sie nach einem anerkannten Tarifvertrag bezahlen.

Es tut sich also durchaus etwas zu Gunsten der - die Statistiken unterscheiden sich - rund 1,5 Millionen Pflegekräfte in Deutschland. Das zeigen auch die am Dienstag veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamtes: Danach sind die Löhne und Gehälter in der Pflege in den vergangenen Jahren teils deutlich gestiegen - und zwar stärker als in der Gesamtwirtschaft. Die Pflege hat also aufgeholt.

Löhne teils deutlich gestiegen

So verdienten etwa vollzeitbeschäftigte Fachkräfte in Krankenhäusern wie Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und -pfleger 2020 brutto 32,9 Prozent mehr als 2010. Fachkräfte in Altenheimen erhielten im selben Zeitraum 32,8 Prozent mehr, bei Fachkräften in Pflegeheimen fiel der Anstieg mit 38,6 Prozent noch etwas höher aus. In der Gesamtwirtschaft betrug die Steigerung nur 21,2 Prozent.

Wie die Statistiker weiter mitteilten, verdienten Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und -pfleger 2020 im Durchschnitt 3.578 Euro brutto im Monat. Fachkräfte in Pflegeheimen kamen auf durchschnittlich 3.363 Euro, jene in Altenheimen auf 3.291 Euro. Insgesamt verdienten alle drei Gruppen im vergangenen Jahr erstmals mehr als Beschäftigte mit vergleichbarer Qualifikation in der Gesamtwirtschaft, die durchschnittlich 3.286 Euro im Monat bekamen. Allerdings steckt der Teufel hier im Detail: Denn die Lohnentwicklung in anderen Branchen war 2020 stark durch vermehrte Kurzarbeit im Zuge der Corona-Krise beeinflusst.

Ausbildungszahlen auch mit positivem Trend

Positiv klingen auch die Ausbildungszahlen: Danach haben die Pflegeberufe - zumindest vor Ausbruch von Corona - für den Nachwuchs nicht an Attraktivität verloren. 2019 begannen 71.300 Menschen eine Ausbildung in einem Pflegeberuf, 8 Prozent mehr als im Vorjahr und 39 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor. 44.900 Nachwuchskräfte schlossen 2019 ihre Ausbildung erfolgreich ab - auch hier gab es einen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr (3 Prozent) und im Zehnjahresvergleich (25 Prozent). Ob die Corona-Pandemie dafür sorgt, dass viele Pflegekräfte ausgebrannt sind und aus dem Job aussteigen, werden spätere Statistiken dokumentieren.

Beruf schränke Privatleben stark ein

Die Zahlen aus Wiesbaden zeigen allerdings auch, wie sehr der Beruf das Privatleben einschränkt. Rund 60 Prozent der Krankenpflegerinnen und -pfleger und deutlich mehr als die Hälfte (57 Prozent) der Altenpflegekräfte arbeiteten 2019 im Schichtdienst - deutlich mehr als andere Berufsgruppen. Insgesamt traf das nur auf jede siebte erwerbstätige Person in Deutschland zu (14 Prozent).

Noch häufiger waren Pflegekräfte von Wochenendarbeit betroffen: 74 Prozent der Kranken- und 79 Prozent der Altenpfleger arbeiteten 2019 regelmäßig samstags und sonntags. Insgesamt traf das nur auf gut jede dritte erwerbstätige Person zu (36 Prozent).


Quelle:
KNA
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