Die Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar (PTHV) könne den Betrieb der Fakultät aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr weiterführen, hieß es am Donnerstag bei einer Online-Pressekonferenz. Pallottiner-Provinzial Helmut Scharler verwies auf den Ausstieg der Marienhaus-Unternehmensgruppe aus dem Hochschulbetrieb Ende 2020.
Auch seien zu wenige zahlende Studierende eingeschrieben und die Zahl der Studenten insgesamt sinke. Die Fakultät mit acht Lehrstühlen ist die einzige für Pflegewissenschaft in Deutschland. Den Angaben zufolge studieren dort aktuell rund 250 Studierende, die ihr Studium auch abschließen können sollen. Neue Studenten werden nicht angenommen. Die Fakultät solle dann in zwei bis drei Jahren schließen.
Zu geringe Einnahmen
Provinzial Scharler betonte, die Gemeinschaft habe sich entscheiden müssen: "Entweder sind wir gezwungen, die gesamte Hochschule in ein bis zwei Jahren zu schließen oder wir trennen uns jetzt von der Pflegewissenschaftlichen Fakultät, wo der Löwenanteil der Ausgaben zu finden ist." Es sei nicht gelungen, weitere Gesellschafter oder dauerhafte Geldgeber zu finden.
Als private Hochschule finanziere sich die PTHV hauptsächlich über Studiengebühren, sagte die Geschäftsführerin der PTHV gGmbH, Julia Sander. Die Pflege-Fakultät brauche dazu mindestens 500 zahlende Studierende. Aktuell seien zwar rund 250 Studenten eingeschrieben, allerdings zahlten nur 80 die vollen Studiengebühren von rund 300 Euro pro Monat. Diese Zahlen deutlich zu erhöhen sei nicht realistisch. Höhere Studiengebühren seien mit Blick auf die Verdienstmöglichkeiten in der Pflege nicht angemessen.
Neue Fakultät für Humanwissenschaften
Im Januar hatte die PTHV mitgeteilt, zusätzlich zu der bestehenden Fakultät für Theologie eine neue Fakultät für Humanwissenschaften einzurichten. Geplant sei, Studiengänge in den Fächern Psychologie, Psychotherapie, Führung oder Soziale Arbeit zu entwickeln. Damit wolle man auf die Bedürfnisse des Marktes reagieren.
Die PTHV ist eine kirchlich und staatlich anerkannte Hochschule in freier Trägerschaft. Ihre Wurzeln reichen bis ins Jahr 1896 zurück, als die Pallottiner in Limburg eine erste theologische Bildungsstätte gründeten.
Alarmzeichen für die Akademische Entwicklung des Pflegeberufs
Kritik kam von der Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB). Die Schließung sei "ein Alarmzeichen", erklärte die VdPB-Vizepräsidentin Agnes Kolbeck in München. Sie rief dazu auf, die pflegewissenschaftliche Fakultät in Vallendar "doch noch zu retten". Darüber hinaus müsse die Politik die Akademisierung der Pflege nachdrücklicher vorantreiben. Professionelle Pflege brauche ein wissenschaftliches Fundament, daher müssten an den Hochschulen Fakultäten mit entsprechender Forschung etabliert werden. Dann werde der Beruf auch attraktiver.
Die VdPB-Vizepräsidentin schrieb der Fakultät eine "Leuchtturm-Funktion" zu. Es sei nicht absehbar, wann ein neuer Standort auch nur annähernd den dort etablierten Stand erreicht haben werde. Die akademische Weiterentwicklung des Pflegeberufs drohe um Jahre zurückgeworfen zu werden.