Bischöfe Haitis raten von Verfassungsänderung ab

Sorge vor Unruhen

Die katholischen Bischöfe Haitis fordern die Regierung auf, wegen der politischen und wirtschaftlichen Krise des Landes auf das für 27. Juni geplante Verfassungsreferendum zu verzichten. Es ist der zweite Appell an Präsident Moise.

 (DR)

"Die Entscheidung, eine Verfassung zu ersetzen, sollte nicht inmitten einer politischen Krise getroffen werden, in der es ohnehin schwierig ist, Konsens zu finden", heißt es in einer Erklärung der örtlichen Bischofskonferenz, aus der französische Medien (Mittwoch) zitieren. Dies würde das Land in eine noch tiefere Krise treiben.

Kein funktionierendes Parlament mehr

Die Verbreitung von Wahlmaterial hat bereits in einigen Städten zu Großdemonstrationen, wütenden Zusammenstößen und Brandstiftungen geführt. Anfang Mai hatte die internationale Gemeinschaft, darunter Vertreter von UN, EU, USA und der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) Sorge über fehlende Transparenz geäußert und ihre Ablehnung des Referendums erklärt.

Haiti hat seit Januar 2020 kein funktionierendes Parlament mehr. Damals erklärte Präsident Jovenel Moise es per Twitter zum Ende der Legislaturperiode für aufgelöst. Im Senat übernahm ein Notpräsidium die Geschäfte.

Dringende Plagen im Land bekämpfen

Es ist bereits der zweite Appell der Haitianischen Bischofskonferenz an Präsident Moise nach Anfang Februar, als dieser seine Absicht erklärt hatte, seine Präsidentschaft jenseits der geltenden Verfassung zu verlängern. Damals forderten ihn die Bischöfe auf, "Disziplin, Vernunft und Klugheit bei der Suche nach den übergeordneten Interessen der Nation zu zeigen".

Nun heißt es, es gehe darum "zu vermeiden, dass den Menschen schwere Lasten aufgebürdet werden, die zu einer Verlangsamung oder sogar Blockierung von Fortschritt und Entwicklung führen könnten". Es gebe dringende Plagen im Land zu bekämpfen: Elend, Unsicherheit, Instabilität und chronische Rechtsverstöße. 

Haiti

Cathédrale Notre-Dame de l’Assomption in Port-au-Prince, Haiti / © Rotorhead 30A Productions (shutterstock)
Cathédrale Notre-Dame de l’Assomption in Port-au-Prince, Haiti / © Rotorhead 30A Productions ( shutterstock )

Das karibische Haiti mit seinen rund elf Millionen Einwohnern und seinen zuletzt vermehrt auftretenden Naturkatastrophen ist das ärmste Land der westlichen Hemisphäre. Etwas kleiner als Belgien, nimmt der Karibikstaat das westliche Drittel der Insel Hispaniola ein. Haiti ist mit seinen etwa 11,5 Millionen Einwohner dichter besiedelt als Deutschland. 

Quelle:
KNA
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