"Die Entscheidung, eine Verfassung zu ersetzen, sollte nicht inmitten einer politischen Krise getroffen werden, in der es ohnehin schwierig ist, Konsens zu finden", heißt es in einer Erklärung der örtlichen Bischofskonferenz, aus der französische Medien (Mittwoch) zitieren. Dies würde das Land in eine noch tiefere Krise treiben.
Kein funktionierendes Parlament mehr
Die Verbreitung von Wahlmaterial hat bereits in einigen Städten zu Großdemonstrationen, wütenden Zusammenstößen und Brandstiftungen geführt. Anfang Mai hatte die internationale Gemeinschaft, darunter Vertreter von UN, EU, USA und der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) Sorge über fehlende Transparenz geäußert und ihre Ablehnung des Referendums erklärt.
Haiti hat seit Januar 2020 kein funktionierendes Parlament mehr. Damals erklärte Präsident Jovenel Moise es per Twitter zum Ende der Legislaturperiode für aufgelöst. Im Senat übernahm ein Notpräsidium die Geschäfte.
Dringende Plagen im Land bekämpfen
Es ist bereits der zweite Appell der Haitianischen Bischofskonferenz an Präsident Moise nach Anfang Februar, als dieser seine Absicht erklärt hatte, seine Präsidentschaft jenseits der geltenden Verfassung zu verlängern. Damals forderten ihn die Bischöfe auf, "Disziplin, Vernunft und Klugheit bei der Suche nach den übergeordneten Interessen der Nation zu zeigen".
Nun heißt es, es gehe darum "zu vermeiden, dass den Menschen schwere Lasten aufgebürdet werden, die zu einer Verlangsamung oder sogar Blockierung von Fortschritt und Entwicklung führen könnten". Es gebe dringende Plagen im Land zu bekämpfen: Elend, Unsicherheit, Instabilität und chronische Rechtsverstöße.