Sozial-O-Mat soll Votum bei der Europawahl erleichtern

Zukunft mitbestimmen

Im Juni steht die Europawahl an. Bei der Wahlentscheidung soll der Sozial-O-Mat helfen, den die Diakonie entwickelt hat. Maria Loheide erklärt, wie er funktioniert und warum er gerade junge Wähler zum Gang an die Urne motivieren soll.

Symbolbild Junge Frau in Brüssel vor europäischen Fahnen / © LALS STOCK (shutterstock)
Symbolbild Junge Frau in Brüssel vor europäischen Fahnen / © LALS STOCK ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Auch der Wahl-O-Mat wird in Kürze wieder an den Start gehen. Sie haben den Sozial-O-Maten ein paar Tage früher veröffentlicht. Was ist der Unterschied?

Maria Loheide / © Die Hoffotografen (Diakonie Deutschland)

Maria Loheide (Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland): Der Unterschied liegt darin, dass wir uns gezielt die sozialen Aspekte der einzelnen Wahlprogramme der Parteien anschauen. Wir wollen den Fokus nicht auf Wirtschaft, Verkehr oder etwas anderes legen, sondern gezielt zeigen, was das für die Menschen und das Soziale bedeutet, wenn diese Partei mit diesem Programm an den Start geht.

Maria Loheide

"Für uns ist es wichtig, dass man anklicken kann, welche Haltung die Diakonie dazu hat."

DOMRADIO.DE: Es gibt 20 Thesen, beispielsweise ob die EU Hass und Hetze im Internet mehr verfolgen soll oder den sozialen Wohnungsbau fördern soll. Man kann die Fragen schnell durchklicken, man kann sich aber auch tiefer einlesen, oder?

Loheide: Man kann die Fragen durchklicken. Man kann sich aber auch die Begründung der Antworten anschauen. Das heißt, wir haben die Parteien gebeten, dass sie ihre Positionen begründen. Für uns ist es wichtig, dass man anklicken kann, welche Haltung die Diakonie dazu hat.

Maria Loheide

"Es ist ein Instrument, das anregen soll, die eigene Position zu reflektieren."

DOMRADIO.DE: Wenn man probeweise sehr rechtslastig antwortet, wird einem die AfD oder die PDV, die Partei der Vernunft, empfohlen. Warum warnen Sie nicht vor diesen Parteien, sondern nennen es eine Empfehlung? 

Loheide: Wir sind ein demokratisches Land und auch die EU lebt Demokratie. Alle Parteien, die zugelassen sind, haben erstmal die Verpflichtung, auf der Grundordnung der Verfassung zu stehen. 

Das Ergebnis soll zum Nachdenken anregen. Es soll anregen, mit anderen darüber zu reden, sein eigenes Denken und seine eigene Position zu überdenken. Dazu finden Sie die Begründungen von der Diakonie Deutschland, die erklären, warum wir welche Haltung zu diesen Fragen haben. Es ist ein Instrument, das anregen soll, die eigene Position zu reflektieren.

Maria Loheide

"Zu motivieren und zu sagen "Geht wählen", das ist Bürgerrecht." 

DOMRADIO.DE: Laut der jüngsten Trendstudie "Jugend in Deutschland" ist keine Partei bei Jugendlichen so populär wie die AfD. Gleichzeitig können erstmals die 16- und 17-jährigen Bürgerinnen und Bürger das Europaparlament wählen. Ist das in Ihrem Sinne?

Loheide: Es ist unbedingt in unserem Sinne, dass auch 16- und 17-jährige wählen dürfen. Wir haben immer versucht, mit diesem spielerischen, aber dennoch ernsten Format des Sozial-O-Maten junge Leute anzusprechen, die sich ganz schnell durchklicken können. 

Wir wollen, dass möglichst viele Bürgerinnen und Bürger wählen gehen. Die Europawahl hatte eine geringere Wahlbeteiligung in der Vergangenheit. Zu motivieren und zu sagen "Geht wählen", ist Bürgerrecht. 

EU-Fahnen vor dem Europäischen Parlament in Brüssel / © sinonimas (shutterstock)
EU-Fahnen vor dem Europäischen Parlament in Brüssel / © sinonimas ( shutterstock )

Das ist auf gewisse Weise Bürgerpflicht. Alle können mit ihren Kreuzchen mitbestimmen, wie die Europapolitik der Zukunft aussieht. Ich finde, das ist für junge Leute entscheidend. Wir wollen aber keinen Einfluss darauf nehmen, wie sie sich letztendlich entscheiden und wählen. 

Wir versuchen mit unseren Positionen und Begründungen deutlich zu machen, was die These jeweils für die Menschen bedeutet. Aber wir geben natürlich keine Wahlempfehlung für eine Partei.

DOMRADIO.DE: Warum erachten Sie es als wichtig, dass jeder Wahlberechtigte vom 6. bis 9. Juni zur Wahl geht?

Loheide: Wir alle sind Europa. Wenn wir wollen, dass sich Europa im Sinne eines sozialen Europas weiterentwickelt, dann haben wir die Verantwortung, auch diese Wege zu gehen.

Das Interview führte Tobias Fricke.

Europawahl

Alle 5 Jahre wählen die Bürger und Bürgerinnen der Europäischen Union (EU) ein neues Europäisches Parlament. Alle, die wählen gehen, entscheiden mit, wer die Bürger und Bürgerinnen im Europäischen Parlament vertritt. Gewählt wird in allen Staaten der EU.

Vor der Europawahl / © Boris Roessler (dpa)
Vor der Europawahl / © Boris Roessler ( dpa )
Quelle:
DR