Soziale und kirchliche Träger warnen vor Krankenhaussterben

"Immer mehr stehen vor dem Aus"

Anders als manche, die derzeit nach Milliarden rufen, sind Krankenhäuser für die Gesellschaft unverzichtbar. Viele Träger schlagen Alarm und sehen die nächste Bundesregierung in der Pflicht. Darunter auch kirchliche.

Symbolbild Krankenhausflur / © hxdbzxy (shutterstock)

Die Träger gemeinnütziger und kirchlicher Kliniken fordern zusätzliche Milliardenhilfen der künftigen Bundesregierung. "Immer mehr Kliniken stehen vor dem wirtschaftlichen Aus," sagte die Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes, Gerda Hasselfeldt, der "Augsburger Allgemeinen" (Mittwoch). 

Gemeinnützige Kliniken hätten weder hohe Rücklagen, noch erhielten sie nötige Kredite oder kommunale Zuschüsse. "Die Politik muss schnell handeln und eine Krankenhausreform umsetzen, die kurzfristig greift", forderte die frühere Gesundheitsministerin.

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Warnung vor Krankenhaussterben



Der Geschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, warnte davor, dass Kliniken kirchlicher und sozialer Träger schon jetzt am stärksten bedroht seien: "Achtzig Prozent der Insolvenzen betreffen die freigemeinnützigen Krankenhäuser, obwohl sie insgesamt nur etwa ein Drittel der Klinikstandorte ausmachen", sagte Gaß.

Caritas sieht Gefahr für ländlichen Raum

Caritas-Präsidentin Eva Welskop-Deffaa warnte davor, dass auch die vom bisherigen SPD-Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach durchgesetzte Krankenhausreform auf Kosten der gemeinnützigen Kliniken gehe. Die Caritas befürchtet, dass bedarfsnotwendige Häuser der Grund- und Regelversorgung insbesondere im ländlichen Raum die Reform nicht überleben. 

Eva-Maria Welskop-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes (DCV). / © Gordon Welters (KNA)
Eva-Maria Welskop-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes (DCV). / © Gordon Welters ( (Link ist extern)KNA )

"Wir werben für den Erhalt konfessioneller Kliniken aus Überzeugung", betonte die Chefin der katholischen Sozialorganisation mit Blick auf eine werteorientierte Medizin und Pflege. "Wir fordern in einem ersten Schritt, dass die inflations- und tarifbedingten Kostensprünge aus den Jahren 2022 und 2023 durch eine Brückenfinanzierung ausgeglichen werden, um weitere Insolvenzen von bedarfsnotwendigen Häusern zu vermeiden."

Auch der Chef des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes, Christoph Radbruch, betonte, dass ohne fehlenden Inflationsausgleich seit vielen Jahrzehnten wirtschaftlich gut geführte Häuser inzwischen in existenzielle Not gerieten. "Anders als kommunale Kliniken können freigemeinnützige Einrichtungen ihre Defizite nicht durch kommunale Zuschüsse decken", betonte Radbruch. Die Rücklagen vieler Träger seien aufgebraucht. "Unsere klare Forderung an die Bundesregierung: Ein fairer Inflationsausgleich für alle Klinikträger ist überfällig."

Caritas Deutschland

Der Deutsche Caritasverband (DCV) ist der größte Wohlfahrtsverband Europas. Die Dachorganisation katholischer Sozialeinrichtungen setzt sich für Menschen in Not ein. Mit rund 690.000 hauptamtlichen Mitarbeitern - 80 Prozent sind Frauen - ist die Caritas zudem der größte private Arbeitgeber in Deutschland. Der Begriff "caritas" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Nächstenliebe. Sitz des 1897 gegründeten Verbands ist Freiburg. Wichtige Bedeutung haben die Büros in Berlin und Brüssel.

Hinweisschild der Caritas / © Michael Althaus (KNA)