"Seit 20 Jahren wiederholen wir das Mantra, dass wir mehr Wettbewerb brauchen. Dabei sind wir nicht nur die Nutznießer, sondern vor allem auch diejenigen, die den Preis dafür bezahlen müssen", sagte Rosa am Montag in einem Interview der "Frankfurter Rundschau" (Online-Ausgabe).
Alles steht einander im Wettbewerb
Mehr Wettbewerb bedeute weniger Zeit und "größere Steigerungszwänge", erläuterte Rosa. Es sei nicht sinnvoll, dass jede Schule, jedes Krankenhaus und jede Abteilung auch noch untereinander im Wettbewerb stünden. "Wir müssen kollektiv die Angst aus dem Spiel nehmen, etwa durch die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens oder dadurch, dass man kollektive Ruheräume wie den Sonntag und die Feiertage mit allen Mitteln verteidigt."
Sympathien ließ der Forscher zudem für die Idee erkennen, einen kollektiven, E-Mail-freien Tag in der Woche einzuführen. "Auch bei der Wahl des Urlaubsortes tendieren wir dazu, alles haben zu wollen: Wellnessangebote, Strand und Sehenswürdigkeiten um die Ecke sowie einen Breitbandanschluss", gab Rosa zu bedenken. "Dagegen steht die Idee, mal auf eine Berghütte zu gehen, wo man all diese Möglichkeiten nicht hat."
Der 52-Jährige ist Direktor des Max-Weber-Kollegs an der Universität Erfurt und Soziologie-Professor an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Am 21. Februar soll er in Stuttgart den mit 10.000 Euro dotierten Erich-Fromm-Preis erhalten.