Spaniens Katholiken vermissen bei Parteien religiöse Werte

An der Zielgruppe vorbei

Spaniens Katholiken vermissen bei den für die Parlamentswahlen kandidierenden Parteien religiöse Bezüge. Laut einer aktuellen Umfrage ist nur eine Minderheit der Ansicht, die Parteien repräsentierten katholisch-christliche Werte.

Spanien vor der Wahl (dpa)
Spanien vor der Wahl / ( dpa )

Laut einer am Freitag veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts NC Report für die religiöse Zeitschrift „Nueva Vida“ waren nur 22,1 Prozent der befragten Katholiken der Ansicht, die Parteien repräsentierten katholisch-christliche Werte. Bei den vorgezogenen Wahlen in Spanien am Sonntag sind 37,5 Millionen Menschen wahlberechtigt, in der Mehrheit Katholiken.

Pedro Sanchez / © Francisco Seco (dpa)
Pedro Sanchez / © Francisco Seco ( dpa )

Tatsächlich finden sich in den aktuellen Wahlprogrammen der wenigsten Parteien Passagen bezüglich kirchlicher oder religiöser Aspekte. Auch im Programm der konservativen Volkspartei von Oppositionsführer Alberto Nunez Feijoo (PP) suchen Katholiken vergeblich nach christlichen und katholischen Aspekten und Themen. Dennoch gaben laut Umfrage 42,2 Prozent der Katholiken an, am Sonntag ihre Stimme den Konservativen zu geben, die auch als Wahlfavoriten gelten.

Rechtskonservatives Stimmverhalten

Der sozialistische Ministerpräsident Pedro Sanchez darf hingegen nur von 23,8 Prozent der Katholiken Unterstützung erwarten. Die rechtsextreme Vox-Partei wird von 17,2 Prozent der katholischen Wahlberechtigten favorisiert. Die linkspopulistische Sumar-Sammelbewegung findet demnach nur bei knapp fünf Prozent der Katholiken Sympathien.

Experten verwundert das prognostizierte rechtskonservative Stimmverhalten der spanischen Katholiken kaum. In der vergangenen Legislaturperiode sorgte die links-sozialistische Koalitionsregierung mit kirchenfeindlichen Gesetzesinitiativen wie der Liberalisierung der Abtreibungsgesetze oder der Legalisierung aktiver Sterbehilfe für große Sorge unter katholischen Bürgern. Dennoch wollte die Kirche im Vorfeld keine Wahlempfehlung abgeben.

Valladolids Erzbischof Luis Argüello rief die Menschen lediglich zu einer regen Beteiligung auf. Spaniens Politiker ermahnte er, die Wähler nicht mit immer höheren Versprechungen „als unreife Menschen, sondern Erwachsene zu behandeln“.