Neuer Missbrauchsbericht der Kirche in Spanien vorgelegt

Hunderte Opfer

In den Reihen der katholischen Kirche Spaniens sind laut einer neuen Auswertung seit 1945 mindestens 927 Minderjährige missbraucht worden. "Wir empfinden Schmerz und Scham" sagte der Generalsekretär der Spanischen Bischofskonferenz.

Almudena-Kathedrale in Madrid / © Lukasz Janyst (shutterstock)
Almudena-Kathedrale in Madrid / © Lukasz Janyst ( shutterstock )

Es müsse noch viel getan werden, um der "Geißel des sexuellen Missbrauchs" in der spanischen Kirche ein Ende zu setzen, sagte der Generalsekretär der Spanischen Bischofskonferenz, Cesar Garcia Magan, bei der Vorstellung des Berichts am Donnerstagabend.

Höhere Opferzahl erwartet 

Die Bischofskonferenz wies darauf hin, dass es sich nicht um eine abschließende Zahl handle. Das vorläufige Ergebnis beinhalte lediglich die Fälle, die seit 2019 bei eigens geschaffenen kirchlichen Beschwerdestellen erfasst worden seien. Eine von den Bischöfen beauftragte Anwaltskanzlei, die zurzeit eine landesweite Missbrauchsstudie erstellt, geht von einer wesentlich höheren Opferzahl aus.

An Schulen, Seminaren und Internaten

Laut der nun veröffentlichten Untersuchung wurden 728 Kirchenmitglieder beschuldigt, seit den 40er Jahren Minderjährige missbraucht zu haben. 75 Prozent der Fälle ereigneten sich demnach vor 1990. Die meisten Beschuldigten seien bereits gestorben. Bei den Tätern handelt es sich den Angaben zufolge fast ausschließlich um Männer (99 Prozent), die Opfer waren zumeist Jungen (82 Prozent).

Von den Tätern seien 378 Priester gewesen, hinzu kämen 208 Ordensleute ohne Priesterweihe und 92 Laien. In den übrigen Fällen habe der genaue Status nicht geklärt werden können, hieß es. Fast alle registrierten Übergriffe hätten in Schulen, Seminaren und Internaten stattgefunden.

Spaniens Parlament stimmt für Kommission zu Missbrauch

Spanien hat Anfang Februar 2022 den Weg für die Einsetzung einer parlamentarischen Untersuchungskommission zum sexuellen
Missbrauch in der katholischen Kirche freigemacht. Ein entsprechender Antrag der drei linken Parteien Podemos, ERC und EH Bildu wurde mit breiter Mehrheit angenommen. Lediglich die konservative PP und die rechtspopulistische Vox-Partei stimmten dagegen.
Hintergrund der Initiative ist die Aussage der Spanischen Bischofskonferenz, anders als in Deutschland, Frankreich und anderen EU-Ländern keine unabhängige Kommission mit der Untersuchung betrauen zu wollen.

Pedro Sanchez, Ministerpräsident von Spanien, spricht im Parlament / © E. Parra./Pool (dpa)
Pedro Sanchez, Ministerpräsident von Spanien, spricht im Parlament / © E. Parra./Pool ( dpa )
Quelle:
KNA