Spanische Zeitung dokumentiert Missbrauchsfälle bei Jesuiten

"Hölle der Päderastie"

Die Zeitung "El Pais" hat eine neue Auswertung zu kirchlichem Missbrauch in Spanien vorgelegt. Unter dem Titel "Hölle der Päderastie" veröffentlichte das Blatt Zahlen und Opferberichte, die speziell den Jesuitenorden betreffen.

Schild am Eingang zum Generalhaus der Gesellschaft Jesu, des Ordens der Jesuiten / © Romano Siciliani (KNA)
Schild am Eingang zum Generalhaus der Gesellschaft Jesu, des Ordens der Jesuiten / © Romano Siciliani ( KNA )

Bei den Recherchen wurde den Angaben zufolge belastendes Material gegen 130 Ordensangehörige zusammengetragen. Dazu zählen auch angestellte Laien. Die vorgeworfenen Delikte liegen teils Jahrzehnte zurück. Viele der mutmaßlichen Täter sind bereits tot.

Eine katalanische (l) und eine spanische Fahne / © Jordi Boixareu (dpa)
Eine katalanische (l) und eine spanische Fahne / © Jordi Boixareu ( dpa )

Interne Nachforschungen des Jesuitenordens in Spanien hatten in den vergangenen Monaten deutlich geringere Zahlen ergeben. Auf Anfrage von "El Pais" erklärten die Verantwortlichen die Differenz damit, dass etliche Fälle "noch untersucht werden". Weitere Veröffentlichungen seien geplant.

Mann innerhalb Europas versetzt

Breiten Raum in der neuen Dokumentation nimmt der Fall eines Jesuiten ein, der an einer Schule in Barcelona zwischen 1969 und 1973 mindestens 13 Minderjährige missbraucht haben soll. Mehrere Betroffene schilderten gegenüber der Zeitung, wie sich der Ordensmann an ihnen vergangenen habe.

Der inzwischen verstorbene Mann zog den Angaben zufolge in den 80er Jahren nach Brüssel. Von dort aus soll er - neben anderen Aufgaben - jahrelang für die Arbeitsstelle der Jesuiten im Bistum Aachen tätig gewesen sein.

Jesuitenorden

Die Jesuiten sind die größte männliche Ordensgemeinschaft der katholischen Kirche. Gründer der "Gesellschaft Jesu", so die offizielle Bezeichnung in Anlehnung an den lateinischen Namen "Societas Jesu" (SJ), ist der Spanier Ignatius von Loyola (1491-1556).

Jesuiten sind keine Mönche; sie führen kein Klosterleben und tragen keine Ordenskleidung. Neben Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam verpflichten sie sich in einem vierten Gelübde zu besonderem Gehorsam gegenüber dem Papst. Zudem legen sie ein Zusatzversprechen ab, nicht nach kirchlichen Ämtern zu streben.

Iesum Habemus Socium ("Wir haben Jesus als Gefährten") - das Emblem der Jesuiten / © Markian Pankiv (shutterstock)
Iesum Habemus Socium ("Wir haben Jesus als Gefährten") - das Emblem der Jesuiten / © Markian Pankiv ( shutterstock )
Quelle:
KNA