DOMRADIO.DE: Freuen Sie sich auf die Europameisterschaft?
Elisabeth Keilmann (Sport- und Olympiaseelsorgerin der Deutschen Bischofskonferenz): Ja, ich freue mich auf eine Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land. Ich kann mich noch gut erinnern an das Sommermärchen 2006 und an die Frauenfußball-WM 2011 in Deutschland. Die Stimmung und die Atmosphäre haben mich begeistert, ebenso die Freude und das Miteinander vieler Menschen. So hoffe ich natürlich auch in diesem Jahr auf ein großes Fußballfest. Wenn es die Zeit zulässt, schaue ich gerne Spiele und wünsche mir ein faires und friedvolles Turnier.
DOMRADIO.DE: Sie sind die Sport- und Olympiaseelsorgerin. Wo und wie sehen Sie Ihre Aufgaben rund um die UEFA Euro 2024?
Keilmann: Da gibt es zwei Schwerpunkte. Zum einen habe ich an der ökumenischen Homepage der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland mitgearbeitet, die noch weiter befüllt wird. "FußballbeGEISTert" heißt sie. Zum anderen stecken wir gerade in den Vorbereitungen zum ökumenischen Gottesdienst zur Eröffnung der Euro in München.
DOMRADIO.DE: Fußball, die schönste Nebensache der Welt. Fußball verbindet. Man leidet mit seinem Team oder freut sich, wenn es gut läuft. Man glaubt an seine Mannschaft. Fußball und Kirche, wie passt das zusammen?
Keilmann: Ich denke, Fußball kann mehr sein als ein Spiel. Fußball hat auch eine große gesellschaftliche Bedeutung, sorgt für Freude, kann eine Botschaft der Verständigung senden. Kirche und Fußball vermitteln Werte, die für uns alle wichtig sind, wie Fairness, gegenseitige Wertschätzung, Teamgeist oder Solidarität.
Es geht nicht nur darum, im Spiel Flagge zu zeigen, sondern auch im Leben und damit für diese Werte einzustehen und eine faire Mitspielerin, ein fairer Mitspieler zu sein. Als Kirchen wollen wir mithelfen, dass niemand ins Abseits gerät.
DOMRADIO.DE: Manche gehen noch ein bisschen weiter sagen, Fußball ist eine Religion oder er wird als solche verstanden. Führt das für Sie zu weit?
Keilmann: Ja, es gibt diese religiösen Begrifflichkeiten im Fußball, zum Beispiel zum Stadion pilgern oder Kathedrale des Fußballs, Fußballgott. Es gibt auch die Symbole und Rituale in der Fankultur. Aber ich würde da unterscheiden. Religion im Fußball ist, wenn es zum Beispiel einen religiösen Spieler gibt oder die Stadionkapelle. Für mich bleibt Religion der Glaube an Gott. Es geht dort um eine Inspiration aus der Kraft und dem Geist unseres Glaubens. Fußball ist für mich von daher keine Religion oder Ersatzreligion.
DOMRADIO.DE: Sie haben es schon angesprochen, die Kirchen haben vor einiger Zeit das Onlineportal fußballbeGEISTert.de gestartet, einen Fundus an Fußballinfos, Statements, Stimmen und Links. Was wollen Sie mit dieser Homepage erreichen?
Keilmann: Diese ökumenische Internetplattform bündelt gute Ideen, starke Materialien. Kirchengemeinden, andere Organisationen oder Fußballbegeisterte sind eingeladen, diesen Fundus für Initiativen, Aktionen für Gottesdienste und Impulse rund um die Europameisterschaft-Zeit zu nutzen.
Es gibt dort vier Kategorien, einmal die Begeisterung, das sind begeisterte Statements. Dann gibt es die Materialien: Gottesdienst-Entwürfe, Impulse, aber auch Hinweise für das Public Viewing zum Beispiel. Dann gibt es etwas zum Nachdenken, das sind die Kopfbälle. Da geht es um Fankultur, um Fairplay, die Geschichte des Fußballs, um Begeisterung. Und die vierte Rubrik sind Termine, sozusagen die Spielzeiten. Dort findet man Termine in den unterschiedlichsten Austragungsorten, zum Beispiel Gottesdienste, Podiumsdiskussionen oder auch Ausstellungen.
DOMRADIO.DE: Zur Eröffnung der Euro 2024 gibt es einen ökumenischen Gottesdienst in München. Aber nicht nur dort.
Keilmann: Die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland werden einen ökumenischen Gottesdienst zur Eröffnung mitten in der Innenstadt von München am 14. Juni feiern. Wir möchten miteinander Glaube, Vielfalt und Sport zeigen und vor allem für Mitwirkende und Gäste der UEFA Euro 2024 - von den Mannschaften über Organisatoren, Sicherheitskräfte bis hin zu Volunteers und Fans - Gottes Segen erbitten. Auch in den anderen Austragungsorten werden Gottesdienste angeboten, wie zum Beispiel in Gelsenkirchen, Hamburg, Köln, Düsseldorf, Dortmund oder Frankfurt.
DOMRADIO.DE: Das ist für Sie ein arbeitsreicher Sommer. Wir haben die Fußball-Europameisterschaft, die Olympischen Sommerspiele, die Paralympics, es gibt ein DFB-Pokal-Finale. Da ist noch einiges zu tun, oder?
Keilmann: Wir stecken gerade in den Vorbereitungen für all diese Veranstaltungen.
Das Interview führte Carsten Döpp.