Was haben die Bremer Stadtmusikanten, italienische Pizza und der niederländische Sinterklaas gemeinsam? Sie alle sind europäisches Kulturerbe. Die EU-Kommission will es den Europäern wieder näherbringen. Daher kürte sie gemeinsam mit den noch 28 Mitgliedstaaten 2018 zum Europäischen Kulturerbejahr. Unter dem Motto "Sharing Heritage" (Kulturerbe teilen) finden in allen EU-Ländern Ausstellungen, Führungen und Vorträge statt.
Einer im Dezember veröffentlichten Eurobarometer-Umfrage zufolge sind acht von zehn Europäer davon überzeugt, dass das Kulturerbe nicht nur für sie persönlich, sondern auch für ihre Gemeinschaft, ihre Region, ihr Land und die EU als Ganzes von Bedeutung ist. Eine große Mehrheit ist stolz auf das Kulturerbe.
"Junge Erben"
Im Fokus des Kulturerbejahrs sollen die "jungen Erben" stehen. Ziel sei, vor allem jüngeren Menschen Zeugnisse gemeinsamer Geschichte und Kultur nahezubringen und damit die Identifikation mit dem Erbe des Kontinents zu stärken, sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) Anfang Dezember. Insbesondere Kinder und Jugendliche sollen für das Kulturerbe begeistert werden.
Unter den von der Bundesregierung geförderten Projekten ist etwa "European Heritage Volunteers". Darin werden Beispiele entwickelt und erprobt, wie sich Jugendliche für das Kulturerbe engagieren können.
Bewegte Zeiten
Diese Modelle sollen anschließend auch an anderen Stätten im In- und Ausland ausprobiert werden können. Bei dem Projekt "Hörst Du nicht die Glocken?" des Beratungsausschusses für das Deutsche Glockenwesen soll etwa mit Jugendlichen eine nationale klingende Glockendatenbank aufgebaut werden.
Deutschland beschäftigt sich im Rahmen des Kulturerbejahrs besonders mit dem baulichen und archäologischen Erbe. Das Projekt "Big Beauties. Große Bauaufgaben der 1950er bis 1970er Jahre" der Landesinitiative StadtBauKultur NRW 2020 befasst sich etwa mit der Nachkriegsarchitektur. Im Martin-Gropius-Bau in Berlin zeigt die Stiftung Preußischer Kulturbesitz ab September 2018 die Ausstellung "Bewegte Zeiten. Archäologie in Deutschland".
Botschafter Daniel Brühl
Insgesamt förderte das Bundeskulturministerium 34 Projekte im Rahmen des Kulturerbejahrs mit 3,6 Millionen Euro; 2018 sollen weitere Mittel fließen. Auf europäischer Ebene werden 8 Millionen Euro bereitgestellt. "Die jetzt geförderten Projekte bieten neue Perspektiven und Zugänge zum kulturellen Erbe, regen an zu Entdeckerfreude, Auseinandersetzung und Selbstvergewisserung", so Grütters.
Zu den offiziellen Botschaftern des Europäischen Kulturerbejahrs zählt auch Daniel Brühl. Der Schauspieler mit spanischen und deutschen Wurzeln sieht sich selbst als "europäisches Gewächs", das durch das europäische Kulturerbe geprägt wurde.
Museen, Bibliotheken, Theater
Schirmherr in Deutschland ist Bundespräsident Frank Walter Steinmeier. Durchgeführt wird das Kulturerbejahr hier von der Geschäftsstelle des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz in Abstimmung mit Bund, Ländern und Kommunen. Auf der Website sharingheritage.de können Veranstalter wie Museen, Gedenkstätten, Bibliotheken oder Theater ihren Beitrag zum Kulturerbejahr eintragen.
Gesucht werden Aktivitäten, mit denen das kulturelle Erbe als besonderes Zeugnis einer gemeinsamen europäischen Geschichte verstanden wird. Durch eine ortsspezifische Suche können dann alle Veranstaltungen in der Nähe an einem bestimmten Datum angezeigt werden. Die Datenbank ist bereits gut gefüllt.
Die Auftaktveranstaltung in Deutschland findet am 8. Januar im Hamburger Rathaus statt. Weitere Höhepunkte in Deutschland sind die Ausstellungseröffnung "Frieden. Von der Antike bis heute" im April in Münster sowie die Messe "denkmal" in Leipzig im November.