Bei der Visite von Johannes Paul II. am 23. Juni 1996 zum Abschluss seiner Deutschlandreise sei es auch "um die Akzeptanz als deutsche Hauptstadt" gegangen, sagte Diepgen am Montag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Berlin habe sich "als Zentrum des wiedervereinigten Deutschlands darstellen" wollen, erklärte der CDU-Politiker. Vor diesem Hintergrund sei das Kommen von Johannes Paul II. bedeutender gewesen als die Besuche anderer Staatsoberhäupter.
Der Bundestag hatte erst fünf Jahre zuvor für den Umzug von Parlament und Regierung von Bonn nach Berlin gestimmt. Johannes Paul II. war der erste Papst, der Berlin besuchte. Erst 15 Jahre später kam mit Benedikt XVI. ein weiteres Mal ein katholisches Kirchenoberhaupt an die Spree.
Gang durch das Brandenburger Tor
Berlin habe am Brandenburger Tor den aus Polen stammenden Papst begrüßt, "der einen wichtigen Beitrag zum demokratischen Umbruch in seinem Heimatland und den damit verbundenen Folgen in ganz Mittel- und Osteuropa geleistet hat", erklärte Diepgen. "Sein Weg durch das wieder offene Brandenburger Tor war voller Symbolik und für die Berliner auch ein Zeichen der Dankbarkeit."
Als "negative Erinnerungen" hob der CDU-Politiker hervor, dass sich die "linke Szene" nicht auf friedliche Demonstrationen beschränkt habe, sondern den Besuch auch mit "Provokationen und Störungen" begleitet habe. "Ich empfand es als ärgerlich, dass ich bei allen Reden meine Aufmerksamkeit immer wieder auch auf den Umgang mit den Störern richten musste", so Diepgen.
Gedenkgottesdienst zur Erinnerung
Bei dem Besuch sprach Johannes Paul II. vor über 90.000 Menschen im Olympiastadion den Berliner Dompropst Bernhard Lichtenberg (1875-1943) zusammen mit einem weiteren katholischen Hitler-Gegner, dem Priester Karl Leisner (1915-1945), selig und erhob sie damit zu Glaubensvorbildern.
Zur Erinnerung daran feiern der Berliner Erzbischof Heiner Koch und der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt am Mittwoch ab 18 Uhr einen Gedenkgottesdienst. Er findet in der Plötzenseer Gedenkkirche Maria Regina Martyrum statt, die in besonderer Weise an die christlichen Gegner der Nationalsozialisten erinnert. Eine Teilnahme ist nur nach Anmeldung möglich.