In Pakistan sorgen zunehmende Verhaftungen wegen angeblicher Gotteslästerung für Besorgnis unter Christen und Muslimen. Laut einem Bericht der Nationalen Menschenrechtskommission Pakistans wurden von Januar bis Juli dieses Jahres 767 Menschen wegen Blasphemie inhaftiert, wie der asiatische Pressedienst Ucanews am Montag berichtete.
Bericht: Polizei lockt Menschen in die Falle
Die meisten Blasphemiefälle seien von der Cybercrime-Einheit der Bundespolizei registriert worden. "Junge Männer wurden Berichten zufolge durch Lockvogeltaktiken ins Visier genommen, bei denen weibliche Agentinnen unter Pseudonymen versuchten, sie zu blasphemischen Aktivitäten im Internet zu verleiten. Das führte zu ihrer anschließenden Verhaftung", zitierte Ucanews aus dem Bericht.
Der katholische Bischof Samson Shukardin aus Hyderabad, Vorsitzender der Pakistanischen Bischofskonferenz, äußerte sich gegenüber Ucanews beunruhigt über den Rekordanstieg der Inhaftierungen wegen angeblicher Gotteslästerung. "Junge und unschuldige Menschen werden online in Fallen gelockt, und sowohl Christen als auch Muslime sind äußerst besorgt", sagte Bischof Shukardin. Der Regierung warf er Tatenlosigkeit vor.
Viele Vorwürfe sind frei erfunden
Muhammad Asim Makhdoom, Vorsitzender des Islamgelehrten-Rates Kul Masalik Ulema, forderte eine gründliche Untersuchung der mutmaßlichen Gotteslästerung. «Viele Blasphemiefälle sind erfunden. Sie heizen die öffentliche Stimmung an und werfen ein schlechtes Licht auf das Land. Es ist die Verantwortung des Staates, diesen Missbrauch zu verhindern», sagte Makhdoom dem Pressedienst.
Laut dem Bericht der Menschenrechtsorganisation lag die Zahl der Blasphemiefälle im Jahr 2023 bei 213, im Jahr 2022 bei 64, im Jahr 2021 bei 9 und im Jahr 2020 bei 11. Spitzenreiter in diesem Jahr sei die bevölkerungsreichste Provinz Punjab mit 594 Fällen. Dem Report zufolge wurden in Pakistan bisher 89 Lynchmorde wegen angeblicher Blasphemie registriert, vier davon allein in diesem Jahr.