Silvia von Schweden war 2016 da und die niederländische Königin Maxima vor fünf Jahren auch. Aber bereits kurz nach Luthers Tod im Jahr 1546 begann ein reger Pilgertourismus nach Wittenberg zum Lutherhaus. Auch gekrönte Häupter haben das Heim des Reformators schon früher besichtigt. Vor allem die preußischen Könige besuchten die Lutherstätten. Bis heute ist etwa in den Sammlungen eine Speisekarte erhalten geblieben, die an das üppige Frühstück mit Hummer und Rebhuhn erinnert, zu der Kaiser Wilhelm II. im Jahr 1892 anlässlich der renovierten Wittenberger Schlosskirche ins Lutherhaus eingeladen war.
25-jähriges Jubiläum
Es sind Anekdoten wie diese, die – jenseits von Thesenanschlag und Reformation – beim Besucher der Luthergedenkstätten hängenbleiben. Am 1. September vor 25 Jahren wurde die Stiftung gegründet und hat seitdem rund 3,1 Millionen Besucherinnen und Besucher mit ihren Ausstellungen angezogen. Rund 50 Ausstellungen hat sie präsentiert – darunter zum Reformationsgedenken 2017 die Sonderausstellung "Luther! 95 Schätze – 95 Menschen" im Wittenberger Augusteum. Insgesamt betreut die Einrichtung fünf Museen - Luthers Geburtshaus und sein Sterbehaus in Eisleben, Luthers Elternhaus in Mansfeld sowie das Lutherhaus und das Melanchthonhaus in Wittenberg. Die Häuser in Wittenberg und Eisleben gehören seit 1996 zum Unesco-Weltkulturerbe.
"Wir haben hier die Originalschauplätze und also historische Orte - aber vor allem auch Orte mit Leben", erklärte die Verwaltungsdirektorin der Stiftung, Astrid Mühlmann, am Dienstag in Wittenberg bei der Vorstellung des Jubiläumsprogramms, das am 3. September in Wittenberg gefeiert werden soll. Zwar stehe die Vermittlung von Wissen im Zentrum - aber es solle auch Spaß machen, Reformator Martin Luther und seiner Zeit nachzuspüren. Dabei geht es auch darum, die Ausstellungen der Stiftung stärker mit aktuellen Debatten zu verknüpfen - so geschehen bei der Schau "Die Pest", die im vergangenen Jahr die Corona-Pandemie aufgriff.
Neuer Name
Ein Strategiewechsel, zu dem auch der neue Markenname "LutherMuseen" gehöre, so Mühlmann: Dieser sei einfach weniger sperrig als die alte Bezeichnung und stehe für "das zeitgemäße und spannende Angebot" der Einrichtung. Entsprechend gibt es pünktlich zum Jubiläum unter www.luthermuseen.de einen neuen Internetauftritt sowie ein neues, in Rottönen gehaltenes Markenlogo: Ein ineinander verschlungenes L und M, das eine Sprechblase umrahmt. Sie ist das Kernelement des Logos und soll für die Bildungsvermittlung stehen.
"Das Reformationserbe geht doch alle etwas an"
Vor 25 Jahren sei die Stiftung vornehmlich auf religiöse Reisende konzentriert gewesen. "Heute wollen wir auch die regionale Bevölkerung ansprechen, mehr Programme für Kinder und Jugendliche schaffen und stärker auf Tagestouristen eingehen", sagte Mühlmann. "Die Protestanten allein reichen uns nicht mehr. Das Reformationserbe geht doch alle etwas an."
Katharina von Bora jedenfalls, ehemalige Nonne und seit 1525 die Ehefrau Martin Luthers, erlangte erst durch die Stiftung Luthergedenkstätten eine gewisse Berühmtheit, so der Direktor der Stiftung, Stefan Rhein. 1999, zu ihrem 500. Geburtstag, gab es die erste Sonderausstellung, die ihr je gewidmet und durch die sie bekannt wurde. "Heute redet jeder über sie."
Der damals erschienene wissenschaftliche Katalog über die Lutherin sei bis heute ein Standardwerk. Und ihr 1999 geschaffenes ganzfiguriges Denkmal vor dem Lutherhaus gehöre mittlerweile zu den meistfotografierten Motiven Wittenbergs. Der Ehering sei vom vielen Anfassen der Besucher gar "ganz blank gerieben", sagt Rhein, der selbst Katholik ist - und setzt mit einem leichten Lächeln hinzu: "Das zeigt, dass auch Protestanten haptische Bedürfnisse haben."
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) wird das Jubiläum am 3. September um 14.30 Uhr eröffnen. Auf dem Programm stehen Musik, Theater, Sonderführungen sowie ab 20.00 Uhr Tanz im Lutherhof. Der Eintritt zu der Veranstaltung sowie zu allen fünf Luther-Museen der Stiftung ist an diesem Tag frei.